16. Dead Sea Ultra Marathon Jordanien
Von einem außergewöhnlichen Marathon und Ultra-Marathon in Jordanien
berichten Nils Brüchert-Pastor und seine Frau Laura Routaboul de
Brüchert-Pastor (PV-Triathlon Witten):
„Es war dunkel und kalt um 5 Uhr am Karfreitagmorgen an der Sammelstelle
für den 16. Dead Sea Ultra Marathon in Jordaniens Hauptstadt Amman. Ein
chaotisches Gewühl von Halbmarathonis, Marathonis und Ultramarathonis
mit Stimmen aus aller Herrenländern. Keiner weiß, wann es wo und wie
losgeht, doch nach und nach werden alle in kleine Bulis verladen, die
die Läufer zu ihren Startpunkten der verschiedenen Distanzen an der
Straße von Amman zum Toten Meer fahren. Unser Fahrer weiß aber nicht den
Weg, so kommen wir dreimal wieder am Ausgangsort vorbei, um dann doch
als erste Fuhre beim Startpunkt zu sein. Zwischendurch lassen sich die
ersten Sonnenstrahlen blicken und der Muezzin ruft zum Gebet. Der Start
wird noch aufgebaut, liegt auf 900 Meter über NN und die erste
Straßenabsperrung wird von einem Bus mit ca. 80 Km/h umgefahren, fliegt
im hohen Bogen durch die Luft und landet scheppernd auf der Straße. Um
7:00 Uhr jedoch, mit nur 30 Minuten Verspätung bei 13°C, gibt seine
Hoheit Prinz Raad Bin Zeid den Startschuss. Der Prinz war auch schon am
Vorabend bei der wahrscheinlich vornehmsten Pasta-Party der Welt
anwesend, bei der Kellern an fein gedeckten Tischen allerlei Genüsse
anboten – und auch super Pasta!
Der Lauf geht gut los, aber das leichte Gefälle wechselt in steile
Bergabpasssagen über, die erst bei km 25 in flaches Terrain münden. Wir
sehen die sandige Steinwüste in allen Gelb-, Ocker und Brauntönen
schimmern, die sogar am Toten Meer in Rosatöne übergehen, die Berge der
„West Bank“ spiegeln sich im hellblauen Wasser des Meeres.
Die kleine Läuferschar von ca. jeweils 150 Marathonis und
Ultramarathonis zieht sich schnell in die Länge und schon bald sind wir
mit Kamelen am Straßenrand oder Ziegenherden allein. Zur linken Seite
lassen wir den Berg „Nebo“ hinter uns, auf dem Moses seine Reise
beendete. Wasser gibt es alle 3 Km, was wir auch dringend brauchen, da
die Temperaturen in der Ebene gegen 9 Uhr auf fast 30°C ansteigen,
jedoch ist weit und breit kein Schatten und die Sonne sticht
unerbittlich. Nach der langen Geraden durch die Ebene biegen die
Läufer/innen am Ende der Straße 90° nach links ab, kurz vor der Stelle,
an der Jesus getauft wurde und laufen nun 400 Meter unter dem
Meeresspiegel am Toten Meer entlang. Die letzten 10 Km haben es in sich,
längere Anstiege wechseln sich mit längeren Gefällstrecken ab, jedoch
sind die Waden von den ersten 25 Km Bergab so verhärtet, dass wir kaum
noch von der Stelle zu kommen scheinen. Auf den letzten 100 Metern
werden wir dann doch noch von den Zuschauern jubelnd ins Ziel
geklatscht, bis dahin waren die einzigen Augenzeugen die Soldaten, die
etwa alle 100 Meter postiert waren, um die Strecke abzusperren.
Am Ende sind wir beide sehr stolz und glücklich, Laura hat die 50 Km in
4:20 Stunden gelaufen und ist 4. Frau geworden. Ich bin meinen ersten
Marathon in 3:44 gelaufen (leider noch keine Platzierung bekannt) und
alle beteiligten erfahrenen Marathonis waren sich sicher, dass sie bis
jetzt keinen härteren Marathon gelaufen seien.
Als Belohnung ging es für uns direkt ins Tote Meer, um uns im salzigen
Wasser treiben zu lassen. Ein Lauf, nein, ein Ereignis, das, wenn man
nicht immer auf Perfektionismus besteht, jederzeit zu empfehlen ist.“
Nils Brüchert-Pastor
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