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Triathlon News 01.07.2009
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PV: Die heimlichen Stars beim Ironman Frankfurt

Nur noch wenig Zeit bleibt, bis der Startschuss zur europäischen
Meisterschaft 2009 im IRONMAN-Wettbewerb fällt. In Frankfurt am Main
treten am Sonntag ab 06:45 Uhr am Langener Waldsee 2900 Triathleten
an, um 3,8 Kilometer im Wasser, 180 km auf dem Rad und einen
abschließenden Marathon zu gewinnen.

Neben dem Superstar Chris McCormack, Spitzname Macca, (Australien)
und deutschen Triathlonhelden wie Timo Bracht oder auch Nicole Leder
gehen auch in diesem Jahr vier Wittener PV-Triathleten an den Start:
Ingelore Köster (amtierende IRONMAN-Europameisterin in ihrer
Altersklasse), das Ehepaar Bärbel und Martin Herrmann sowie Roman
Leischik. Ingelore Köster und das Ehepaar Herrmann standen am
Mittwoch für ein Gespräch zur Verfügung, in dessen Verlauf sie über
ihre Trainingsaufwände und ihre individuellen Ziele für das Mega-
Triathlonevent in der Mainmetropole sprachen.



Ironwoman Ingelore Köster mit Hawaii-Trophäen (Sauer-Foto)

Wie stellen Sie sich eine IRONMAN-Europameisterin vor? Eine
gertenschlanke und baumlange junge Athletin? Nicht ganz richtig.
Ingelore Köster ist 63 Jahre alt und ob ihrer "Größe" eher als "
laufender Meter" zu bezeichnen. Wird Köster von der Presse umringt
und von den Papparazzi verfolgt wie Macca? Unter den Insidern ist sie
natürlich ein Star und hier im Westen hat sie auch ihren gebürlichen
Bekanntheitsgrad. Aber das ist ihr gar nicht so wichtig, eher
manchmal lästig. Sie ist einfach eine Lebensfreude und Fröhlichkeit
versprühende Persönlichkeit. Dabei steckt ihr Lächeln nicht nur an.
Es sagt auch eine Menge aus. Es zeigt ihr Selbstbewusstsein. Sie
weiss einfach, dass sie auch den kommenden IRONMAN genauso wie die
sechs davor finishen wird. Und zwar auf dem Treppchen, mangels
Konkurrenz. Auch in Frankfurt wird nur eine Konkurrentin an den Start
gehen, die sich in ihrem Alter auf deratige Strapazen einlässt.
Ebenso weiss sie, dass sie die notwendigen Schwimmtrainingseinheiten
und Radkilometer absolviert hat. Köster: "Auf dem Rad habe ich durch
mein Trainingslager auf Mallorca, eine Tour in den Alpen sowie die
regelmäßigen Ausfahrten am Wochenende deutlich mehr als die
angepeilten 3000 km auf dem Tacho." Auch genügend Läufe hat sie
gemacht, sodass ihr Traum, ihr personal best (14:42 h) einzustellen,
bei der IRONMAN European Championship wahr werden könnte. Bei ihr ist
einfach alles im Grünen Bereich. Ihr Trainingsaufwand: "ich bin pro
Woche 10 - 15 Stunden unterwegs." Wenn sie genau nachrechnet, kommen
auch mal 20 Stunden zusammen. Aber die Betriebswirtschaftlerin
rechnet eigentlich nur, wenn es um Preis-/Leistungsverhältnisse eines
neuen Triathlonrades geht. Ein strenges Trainingstagebuch braucht sie
nicht. Sie hat ihre umfangreiche Erfahrung und ist "'ne coole Sau".
Daher entgegnet sie auch ganz lässig auf die Frage, ob sie dieses
Jahr auch bei der Königsveranstaltung der IRONMAN Weltmeisterschaft
auf Hawaii antritt: "och nöö, das kommt dann nächstes Jahr." Auch mit
diesen Worten, beweist sie sich als hervorragende Taktikerin. Denn
sie will nicht in diesem Jahr ihr Pulver verschiessen oder aus
Krankheitsgründen einen möglichen neuen Rekord verpassen: in 2010
wird sie die älteste Finisherin aus Europa werden.

Das Triathlon-Ehepaar Herrmann passt auch nicht so ganz in das
Klischee eines erfolgreichen Triathlonpaares, wie etwa Nicole und
Lothar Leder, die ihr gesamtes Leben auf den sportlichen Erfolg
ausrichten. Steht SIE ständig in der Küche, um neue Sportlernahrung
zu fabrizieren? Entwickelt ER im Keller eine neue Triathlon-
Rennmaschine? Nein. In Ihrer Kindheit und Jugend betrieb Bärbel
Herrmann intensiv Leichtathletik. Schon damals lernte Sie, ihre
Trainingspensum zielgerichtet konsequent zu planen. Diese Grundausbildu
ng veranlasst sie, auch heute noch, ihre Trainingspläne beinhart
durchzuziehen. Immer nach dem Motto: "es gibt kein schlechtes Wetter,
nur falsche Kleidung". Mit dieser Einstellung imponiert sie ihrem
Ehemann immer wieder. "Bärbel läßt keine Trainingseinheit aus. Gerade
in den letzten Tagen bei dieser schwülen Hitze kam sie niemals auf
die Idee, statt zum Laufen dann doch mal ins Schwimmbad zu gehen. Ich
passe da meine Trainingseinheiten dann doch etwas an. Ihr Entschluss,
2009 in Frankfurt ihren 4. IRONMAN anzugehen, kam nach ihrem 50.
Geburtstag im letzten Jahr. Am nächsten Morgen ging der Wettkampf mit
der Vorbereitungsphase sofort los."


Hermanns in Honolulu (Foto: privat)

Unter Berücksichtigung der eigenen Voraussetzungen sind Trainingspläne
nicht nur aufzustellen, sondern diese müssen auch kontinuierlich
angepasst werden. Denn der Mensch, auch wenn er Profi sein möge, ist
keine Maschine, in die ein Programm gestopft wird und basta.
Beispielsweise, wenn Martin Herrmann tatkräftig bei der Renovierung
für die Tochter mit anpackt und sich dabei erhebliche Schnittwunden
zufügt. Oder wenn Ingelore Köster im Trainingslager von jungen
Vereinskameraden, an ihren Lippen hängend, gebeten wird von Hawaii zu
erzählen. Da lässt man sich nicht lumpen, erzählt aus dem Nähkästchen
und fährt eine Stunde später Rad. An das Anpassen dieser Fahrpläne
sind hohe Ansprüche zu stellen. Diesen wird Martin Herrmann sowohl
durch seine Erfahrung, er ist seit 21 Jahren beim PV-Triathlon Witten
aktiv, als auch mit Unterstützung des Trainerstabes gerecht. Zur
Kalibrierung der Pläne und zur Vorbereitung auf die Wettkampfsituation
haben die Herrmänner bereits einige Triathlonveranstaltungen in
diesem Jahr bestritten. Die hervorragenden Ergebnisse, beispielsweise
die Starts von Martin Herrmann über die olympische Distanz in der
Mastersliga in Bonn und Voerde, zeigen das die PV-Triathleten bestens
vorbereitet sind für den IRONMAN am Main. Bärbel Herrmann: "Wir [
Ehepaar Herrmann] werden wohl in Frankfurt vorerst das letzte mal
über die Langdistanz starten. Daher fahren wir mit einem lachenden
und einem weinenden Auge nach Frankfurt. Dabei kommt Martin
allerdings erheblich in Zwickmühle, wenn er sein Ziel erreicht mit
einer Zeit von 10 Stunden und etwas zu finishen. Denn wenn Martin
sich in Frankfurt bei seinem 15. Langdistanzwettkampf für die IRONMAN
World Championship auf Hawaii qualifiziert, was dann? " Martin
Herrmann winkt ab: "das schaffe ich eh nicht und wenn doch, ich
kriege gar keinen Urlaub." Doch wer Martin kennt und in sein Gesicht
sieht, der weiss, was er eigentlich denkt: "ich werde wieder alles
geben, um das Ticket nach Hawaii zu lösen und Urlaub kann man
umplanen." Seine Frau wird ihn jedenfalls mit allen Kräften
unterstützen. Und das Startgeld für Hawaii, immerhin einige 100
Dollar, die sofort entrichtet werden müssen, wird Bärbel Herrmann
auch einpacken. Auch da ist auf sie Verlass.
MD
 

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