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Triathlon News
 11.08.2011
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AVU Team Witten: Norseman Xtreme Triathlon – 246km für ein schwarzes T-Shirt

Bericht von Marietta Herrmann:

Der Norseman ist ein Triathlon über die Ironmandistanz in Norwegen. Abgesehen von der Streckenlänge hat der Wettkampf aber nicht viel gemeinsam mit einem „normalen“ Langdistanzrennen. Der Schwimmstart findet in Eidfjord (ca. 150km östlich von Bergen statt), die Radstrecke von 180km führt über die berühmte Hardangervidda nach Geilo und dann über weitere 4 Bergpässe nach Rjukan in Telemark (ca. 300 m ü NN), insgesamt müssen hier 3500 Höhenmeter bewältigt werden. Das Laufen führt zunächst flach entlang des Sees Tinn, bevor man nach 20 km zum ersten Mal das Ziel vor Augen hat, den Gaustatoppen, 1850m hoch.

Eine weitere Besonderheit ist, dass jeder Athlet bei dem Rennen von seinem eigenem „Support“ begleitet wird, der für die Verpflegung sorgt und schließlich den Schlussanstieg beim Laufen gemeinsam mit dem Starter bewältigt. Aus Sicherheitsgründen sind es nur die ersten 160 der 250 Starter, die das Rennen auf dem Gaustatoppen beenden und ein schwarzes Finisher T-Shirt bekommen, für alle anderen liegt das Ziel auf ca. 1200m und die letzten 10km der Laufstrecke sind eine wellige Wendepunktstrecke und das Finisher Shirt ist weiß.

Mein Ziel für meine erste Langdistanz war also klar – der Gipfel des Gaustatoppen! Bei der Wettkampfbesprechung am Vortag vom Rennen stellte sich dann noch heraus, dass es dieses Jahr noch ein bisschen härter werden sollte. In Eidfjord war die Wassertemperatur durch einfließendes Gletscherwasser auf 11°C gesunken und ein Schwimmen nicht möglich, so wurde die Schwimmstrecke kurzerhand verlegt und die Radstrecke um 20km verlängert.

Am Renntag ging es dann mitten in der Nacht los: Der Wecker hat um 2:00 geklingelt. Um kurz nach 3:00 ging es dann zum Check-In auf die Fähre. Mein Supporter fuhr weiter in die erste Wechselzone, um dort alles vorzubereiten. Um 4:45 dann der Sprung von der Fähre in den 17 Grad warmen, aber noch recht dunklen und wolkenverhangenen Fjord. Um 5:00 erfolgte dann das Startsignal. Das Schwimmen verlief für mich sehr gut, und ich kam 15min hinter dem späteren Sieger Tim DeBoom (2facher Sieger des Ironman Hawaii) als zweite Frau und gesamt 29. in die Wechselzone. Dort dann das erste Mal Gänsehautstimmung, in einer schmalen Gasse lief man durch alle Supports durch!



Auf dem Rad erwarteten uns dann erstmal Wolken und Regen. Die 20 Extrakilometer bis Eidfjord vergingen recht schnell, dort traf ich zum ersten Mal auf meinen Support, der mir den ganzen Tag jeden Wunsch von den Augen abgelesen hat und ohne den dieses Rennen niemals möglich gewesen wäre! Danke!!! Los ging’s dann auf der alten Strasse hoch in die Hardangervidda (die ersten 1200 Höhenmeter), eine unbeschreibliche Landschaft und Stimmung, immer wieder warteten Gruppen von Norwegern mit Fahnen und "Heia, Heia" Rufen an der Strecke! Ich bin das Radfahren ganz vorsichtig angegangen und vor allem die steileren Passagen verhalten gefahren, um bei meiner ersten Langdistanz nicht schon früh zu „überzocken“. Oben angekommen habe ich dann kleidungstechnisch aufgerüstet: Weste, Handschuhe und Überschuhe und ab in Nebel und Regen auf der welligen Hardangervidda! Ab Geilo, nach 110km, wurde das Wetter dann allmählich besser und die verbleibenden vier Berge gingen auch recht gut. Die letzten 30 km der Radstrecke ging es dann in einer langen Abfahrt runter nach Austbygde bei Rjukan, weil mir so allmählich der Rücken weh tat, war das nicht so entspannt wie erhofft. Da der Schnitt auf dem Tacho aber 1km/h mehr anzeigte, als ich es im Vorfeld auch bei meinen optimistischsten Planungen erwartet hatte, und inzwischen strahlender Sonnenschein herrschte, war die Laune dennoch gut!

In der zweiten Wechselzone haben dann auch meine Eltern gewartet, und ich hab das erste Mal erfahren an welcher Position ich liege, Platz 109 - also noch jede Menge Platz nach hinten, um ein schwarzes T-Shirt zu bekommen! Mit nun doppeltem Support hab ich es geschafft, die flachen ersten 25 km zügig zu laufen und noch einige Starter zu überholen. So konnte ich es mir leisten, mit Beginn des Anstiegs auf den Gaustatoppen zu gehen und die Landschaft zu genießen. Bei km 32,5 wurde ich dann als 101. geführt und somit war es Gewissheit, ich durfte auf dem Gipfel ins Ziel laufen, das schwarze T-Shirt war sicher. Den Rest der Strecke hab ich dann genossen. Zusammen mit meinem Support, dem ich ein Großteil dieser Leistung zu verdanken habe, bin ich nach 15 Stunden 24 Minuten, nach 3,8km Schwimmen, 200km Radfahren, einem Marathonlauf und insgesamt ca. 5200 Höhenmetern als 10. Frau ins Ziel gekommen, Siegerin wurde zum dritten Mal in Folge die Deutsche Susanne Buckenlei. So konnte ich überglücklich die Abendstimmung und die Aussicht vom höchsten Berg in Telemark genießen. Das begehrte schwarze T-Shirt wurde dann am nächsten Tag überreicht und wird dazu beitragen, dass ich diesen Wettkampf immer als einen unbeschreiblichen Tag in Erinnerung behalten werde! Ein großer Dank muss auch an die Organisatoren gerichtet werden, die es trotz aller kurzfristigen Änderungen geschafft haben, ein perfektes Rennen zu veranstalten!

 

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