AVU Team Witten: Norseman Xtreme Triathlon – 246km für ein schwarzes T-Shirt
Bericht von Marietta Herrmann:
Der
Norseman ist ein Triathlon über die Ironmandistanz in Norwegen.
Abgesehen von der Streckenlänge hat der Wettkampf aber nicht viel
gemeinsam mit einem „normalen“ Langdistanzrennen. Der Schwimmstart
findet in Eidfjord (ca. 150km östlich von Bergen statt), die Radstrecke
von 180km führt über die berühmte Hardangervidda nach Geilo und dann
über weitere 4 Bergpässe nach Rjukan in Telemark (ca. 300 m ü NN),
insgesamt müssen hier 3500 Höhenmeter bewältigt werden. Das Laufen führt
zunächst flach entlang des Sees Tinn, bevor man nach 20 km zum ersten
Mal das Ziel vor Augen hat, den Gaustatoppen, 1850m hoch.
Eine weitere Besonderheit ist, dass jeder Athlet bei dem Rennen von
seinem eigenem „Support“ begleitet wird, der für die Verpflegung sorgt
und schließlich den Schlussanstieg beim Laufen gemeinsam mit dem Starter
bewältigt. Aus Sicherheitsgründen sind es nur die ersten 160 der 250
Starter, die das Rennen auf dem Gaustatoppen beenden und ein schwarzes
Finisher T-Shirt bekommen, für alle anderen liegt das Ziel auf ca. 1200m
und die letzten 10km der Laufstrecke sind eine wellige Wendepunktstrecke
und das Finisher Shirt ist weiß.
Mein Ziel für meine erste Langdistanz war also klar – der Gipfel des
Gaustatoppen! Bei der Wettkampfbesprechung am Vortag vom Rennen stellte
sich dann noch heraus, dass es dieses Jahr noch ein bisschen härter
werden sollte. In Eidfjord war die Wassertemperatur durch einfließendes
Gletscherwasser auf 11°C gesunken und ein Schwimmen nicht möglich, so
wurde die Schwimmstrecke kurzerhand verlegt und die Radstrecke um 20km
verlängert.
Am Renntag ging es dann mitten in der Nacht los: Der Wecker hat um 2:00
geklingelt. Um kurz nach 3:00 ging es dann zum Check-In auf die Fähre.
Mein Supporter fuhr weiter in die erste Wechselzone, um dort alles
vorzubereiten. Um 4:45 dann der Sprung von der Fähre in den 17 Grad
warmen, aber noch recht dunklen und wolkenverhangenen Fjord. Um 5:00
erfolgte dann das Startsignal. Das Schwimmen verlief für mich sehr gut,
und ich kam 15min hinter dem späteren Sieger Tim DeBoom (2facher Sieger
des Ironman Hawaii) als zweite Frau und gesamt 29. in die Wechselzone.
Dort dann das erste Mal Gänsehautstimmung, in einer schmalen Gasse lief
man durch alle Supports durch!
Auf dem Rad erwarteten uns dann erstmal Wolken und Regen. Die 20
Extrakilometer bis Eidfjord vergingen recht schnell, dort traf ich zum
ersten Mal auf meinen Support, der mir den ganzen Tag jeden Wunsch von
den Augen abgelesen hat und ohne den dieses Rennen niemals möglich
gewesen wäre! Danke!!! Los ging’s dann auf der alten Strasse hoch in die
Hardangervidda (die ersten 1200 Höhenmeter), eine unbeschreibliche
Landschaft und Stimmung, immer wieder warteten Gruppen von Norwegern mit
Fahnen und "Heia, Heia" Rufen an der Strecke! Ich bin das Radfahren ganz
vorsichtig angegangen und vor allem die steileren Passagen verhalten
gefahren, um bei meiner ersten Langdistanz nicht schon früh zu
„überzocken“. Oben angekommen habe ich dann kleidungstechnisch
aufgerüstet: Weste, Handschuhe und Überschuhe und ab in Nebel und Regen
auf der welligen Hardangervidda! Ab Geilo, nach 110km, wurde das Wetter
dann allmählich besser und die verbleibenden vier Berge gingen auch
recht gut. Die letzten 30 km der Radstrecke ging es dann in einer langen
Abfahrt runter nach Austbygde bei Rjukan, weil mir so allmählich der
Rücken weh tat, war das nicht so entspannt wie erhofft. Da der Schnitt
auf dem Tacho aber 1km/h mehr anzeigte, als ich es im Vorfeld auch bei
meinen optimistischsten Planungen erwartet hatte, und inzwischen
strahlender Sonnenschein herrschte, war die Laune dennoch gut!
In
der zweiten Wechselzone haben dann auch meine Eltern gewartet, und ich
hab das erste Mal erfahren an welcher Position ich liege, Platz 109 -
also noch jede Menge Platz nach hinten, um ein schwarzes T-Shirt zu
bekommen! Mit nun doppeltem Support hab ich es geschafft, die flachen
ersten 25 km zügig zu laufen und noch einige Starter zu überholen. So
konnte ich es mir leisten, mit Beginn des Anstiegs auf den Gaustatoppen
zu gehen und die Landschaft zu genießen. Bei km 32,5 wurde ich dann als
101. geführt und somit war es Gewissheit, ich durfte auf dem Gipfel ins
Ziel laufen, das schwarze T-Shirt war sicher. Den Rest der Strecke hab
ich dann genossen. Zusammen mit meinem Support, dem ich ein Großteil
dieser Leistung zu verdanken habe, bin ich nach 15 Stunden 24 Minuten,
nach 3,8km Schwimmen, 200km Radfahren, einem Marathonlauf und insgesamt
ca. 5200 Höhenmetern als 10. Frau ins Ziel gekommen, Siegerin wurde zum
dritten Mal in Folge die Deutsche Susanne Buckenlei. So konnte ich
überglücklich die Abendstimmung und die Aussicht vom höchsten Berg in
Telemark genießen. Das begehrte schwarze T-Shirt wurde dann am nächsten
Tag überreicht und wird dazu beitragen, dass ich diesen Wettkampf immer
als einen unbeschreiblichen Tag in Erinnerung behalten werde! Ein großer
Dank muss auch an die Organisatoren gerichtet werden, die es trotz aller
kurzfristigen Änderungen geschafft haben, ein perfektes Rennen zu
veranstalten!
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