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Immer einen Schritt voraus

Interview mit Birgit Schönherr-Hölscher, 100km-Europameisterin 2006

 

copyright Laufmagazin Spiridon, Ausgabe 8/2006, Text von Jörg Valentin

hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung
der Redaktion von www.laufmagazin-spiridon.de

 



 

Die Erfolgsgeschichte der Wittener Ultralangstrecklerin und Triathletin Birgit Schönherr-Hölscher scheint kein Ende zu nehmen. Nach der deutschen Meisterschaft im 100 km-Lauf sicherte sich die gelernte Sozial- und Heilpädagogin auch den Europameistertitel bei den Frauen im belgischen Torhout in einer Zeit von 7:58 h. Schon im vergangenen Jahr hatte die 38-jährige zweifache Mutter mit einer spektakulären Aufholjagd im niederländischen Winschoten den zweiten Platz erreichen können.

Zu der für Ultralangstreckler nicht außergewöhnlichen Startzeit 20 Uhr wurde die 100 km-Europameisterschaft im belgischen Torhout gestartet. Wie schon in Winschoten im September 2005 hielt sich die Wittenerin lange Zeit bedeckt. Schönherr-Hölscher überließ den favorisierten Italienerinnen und Französinnen die Schlagzeilen der ersten 75 km. Aber im letzten Rennviertel war sie zur Stelle, überholte eine nach der anderen ihrer Konkurrentinnen. Auf den letzten sieben Kilometern kassierte sie auch noch die bis dahin enteilte Französin Laurence Ficautteaux. Im Ziel hatte die frischgebackene Europameisterin sogar noch einen Vorsprung von gut einer Minute auf ihre hartnäckigste westeuropäische Gegnerin herausgelaufen. Zusammen mit ihren deutschen Teamgefährtinnen Marion Braun und Carmen Hildebrandt durfte sich Birgit Schönherr-Hölscher in der Mannschaftswertung mit dem Vize-Europa-meisterschaftstitel über eine weitere Medaille freuen.

Ihre Kindheit verbrachte Birgit Schönherr-Hölscher mit drei Geschwistern auf dem Lande in Norddeutschland. Durch die Pferdezucht ihres Vaters war der Umgang mit Pferden und anderen Tieren von Kindesbeinen an ganz selbstverständlich. Ebenfalls von großer Bedeutung für die gesamte Familie war der Reitsport, der für alle Familienmitglieder prägend war. Seit ihrer frühesten Jugend ist sie generell ein Mensch der Tat, ein Mensch, der gerne in Bewegung ist. Draußen, in der Natur fühlt sie sich in ihrem Element, ob auf dem Fahrrad, zu Fuß oder eben auf dem Pferd. Sport war schon als Grundschulkind Birgit Schönherr-Hölschers Lieblingsfach. Ihre Sportlichkeit erleichterte die Entscheidung und bescherte ihr die damals begehrten „Ehrenurkunden".

Auch später, neben Studium, Beruf und Kindern, blieb sie dem Sport treu, wobei sie sich aus Zeitgründen lange Zeit auf ihre Lieblingsdisziplin, das Laufen, beschränkte. Für die sympathische und wegen ihrer offenen Wesensart geschätzte Wahl-Westfälin beinhaltet das Laufen Elemente wie Ausgleich, Ruhe, zu sich selbst finden und abschalten können. Obwohl ihr mit den Jahren das leistungsorientierte Laufen wichtiger wurde und ihr zudem ein großes Maß an Anerkennung zuteil werden ließ, hat sie sich die reine Lauffreude bewahren können. Zum Sport bietet ihr die Familie den nötigen Ausgleich. Hier findet sie Rückzugsmöglichkeiten, die ihr die Kraft für neue Ziele geben. Überhaupt scheint sich in der Familie Schönherr-Hölscher vieles, wenn auch nicht alles, um den Sport zu drehen. Denn auch Ehemann und Kinder frönen erfolgreich dem Laufsport.
 


beim Wittener
Weihnachtslauf 2004


in Bottrop beim
Paukenschlag 2003 als
Deutsche Meisterin 50km


Rennsteiglauf 2005


Mit Sohn David beim Kirchender Citylauf in Herdecke
 

SPIRIDON: Herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel. Beschreibe doch einmal Deine Gefühle, als Du wusstest, mir kann niemand mehr den Sieg nehmen?
Schönherr-Hölscher: Ich war überglücklich. Seit Winschoten wusste ich, wenn ich mir das Rennen richtig einteile, kann ich vorne mitmischen. Als ich dann noch die drei Französinnen passierte, hat mir das noch einmal einen ungeheuren Schub an Motivation gegeben. Es ist schon ein kribbelndes und kaum zu beschreibendes Gefühl, wenn man als Siegerin auf das Ziel zustrebt und alle um einen herum Beifall spenden. Einfach irre.

SPIRIDON: Dabei waren die Bedingungen in Torhout alles andere als einfach für Dich. Mit welchen Handicaps musstest Du auf der Strecke fertig werden?
Schönherr-Hölscher: Mit zunehmender Dunkelheit war es mit der Beleuchtung schon ein Problem. Immer wieder lösten sich helle und dunkle Phasen ab. Man musste sich immer konzentrieren. Außerdem war der Asphalt an den Straßenrändern alles andere als gut, so habe ich mich bemüht, mich immer zur Straßenmitte hin zu orientieren.

SPIRIDON: Birgit, seit gut drei Jahren gehörst Du zu den dominanten Figuren in der Deutschen Ultramarathonszene bei den Frauen. Wie ist es zu dieser Leistungsexplosion gekommen?
Schönherr-Hölscher: Ich habe gar nicht viel anders gemacht als vorher auch, aber mit den Jahren scheint das Training immer positivere Auswirkungen zu haben. Klar habe ich versucht, systematischer aufzubauen und einen Jahresplan mit Höhepunkten aufzustellen. Da macht sich natürlich auch die internationale Erfahrung bezahlt.

SPIRIDON: Ultralangstreckler werden von vielen anderen Langstrecklern, die kürzere und schnellere Wettkämpfe bevorzugen, hinter vorgehaltener Hand immer noch belächelt und nicht ernst genommen. Was entgegnest Du diesen Vorurteilen?
Schönherr-Hölscher: Nur wer einmal einen 100 km-Lauf mit all seinen Facetten mitgemacht hat, kann wirklich mitreden. Klar ärgern mich diese Vorurteile, die es zumeist aus Unkenntnis heraus gibt. Bei vielen Besserwissern ist aber auch sicher etwas Neid dabei. So nach dem Motto: Jetzt hat sie sich den Ultralang-streckenlauf ausgesucht, weil sie auf den kurzen Strecken nichts reißen kann. Die meisten sind aber überrascht, dass ich auch auf den Unterdistanzen „gar nicht einmal so langsam bin".

SPIRIDON: Hast Du aufgrund Deines immer weiter ansteigenden Leistungsvermögens und dem damit einher gehenden intensiven Training nicht die Angst vor langwierigen Verletzungen?
Schönherr-Hölscher: Ich denke, damit habe ich keine Probleme. Ich bin mental so gefestigt, dass ich damit klar kommen würde. Sicher wird es Rückschläge geben. Aber ich habe immer gesagt, der Leistungssport ist nicht alles.

SPIRIDON: Du startest noch immer für den PV Triathlon Witten. Wie schaffst Du es neben den vielen läuferischen Events auch noch einen Start in der 2. Triathlon-Bundesliga unterzubringen? Schönherr-Hölscher: Auch in diesem Sommer werde ich wieder an der Triathlon-Runde teilnehmen. Für mich sind das Radfahren und das Schwimmen eine prima Alternative zum Laufen. Da werden andere Muskelgruppen beansprucht, die beim Laufen doch zu kurz kommen. Ich freue mich immer noch spitzbübisch auf die Saison. Meiner Meinung nach hilft der Triathlon auch dabei Verletzungen vorzubeugen. Denn monotone Laufbelastungen sind eben nicht ohne Risiko.

© Jörg Valentin, Laufmagazin Spiridon 8/2006
 


 

 
Beim Lauf um den Kemnader See 2006

 

Ausgewählte Ergebnisse 2006:

100km
29.04.06  7:48:33  Hanau 1. DM
16.06.06  7:58:44  Torhout 1. EM

Ironman
23.07.06 10:15:40  Frankfurt  2.W35
06.08.06 09:59:29  Glücksburg 1. gesamt
                             (Marathon 3:13)

Marathon
12.02.06  3:24:43 Bertlich
(Bestzeit 02.05.04  2:57:14 Regensburg)

Halbmarathon
14.05.06  1:24:47 Unna

 

Links:
Homepage Birgit Schönherr-Hölscher
PV Triathlon Witten
WAZ Portrait 2003

 

 


Sportliche Familie: Mathias, Mara, Birgit
 

 

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