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Segel-Post 01
von Stefan Vorberg


06.10.10
Von einem der auszog, Laufen und Segeln unter einen Hut zu bringen

Nachdem Gaby und ich uns entschlossen hatten, uns für eine längere Zeit aus dem normalen Alltagstrott auszuklinken und zu segeln, war ich wild entschlossen, meine Laufform zu halten und Segeln und Laufen zu koordinieren. Anfangs klappte es ja ganz gut und immer, wenn wir einen Hafen anliefen, schnürte ich meine Laufschuhe und nutzte meine läuferische Fitness dazu, die Umgebung zu erkunden. Ich war dazu in der Lage, aufs geradewohl irgendwo abzubiegen oder einen Hügel hochzulaufen, ohne mir Gedanken zu machen, ob meine Ausdauer reichen würde. So entdeckte ich viele Ecken, die anderen Seglern verschlossen blieben oder nur per öffentlichem Nahverkehr erreicht werden konnten.

Doch je weiter wir nach Süden vorstießen, um so seltener wurden unsere Hafenaufenthalte und wir ankerten immer mehr, so daß vor dem Laufen immer Beiboot aufpumpen und an Land rudern stand, was natürlich
immer etwas Überwindung kostet. Außerdem kam ein Lauffeind hinzu, den ich bisher in meiner Läuferkarriere nicht kannte, es war der innere Schweinehund, den es kleinzuhalten galt.

In Lissabon war es jetzt mal wieder so weit. Meine größte körperliche Herausforderung bestand zur Zeit im morgendlichen Niesen, wenn man nach dem Aufwachen in die Sonne blinzelt. Also wurde die Zeit, die wir im Hafen von Lissabon verbrachten, auch dazu genutzt, mal wieder regelmäßig zu
laufen. Die Ernüchterung war grausam. Wohlgemut machte ich mich auf, die Lane de Lissabon, eine vielbenutzte Laufstrecke entlang des Rio Tejo, unter die Füße zu nehmen. Anfangs klappte es ja ganz gut, ich kam unter der großen Stahlbrücke her, die den Fluß überspannt, sie klingt durch den ständig darüber rasenden Verkehr wie eine immerzu ertönende Vuvuzela, und ist imposant anzusehen. Ich genoß den Anblick und das Laufen in der Morgensonne. Doch dann ritt mich der Teufel. Die vielen fitten gut trainierten Läufer, die mir entgegen kamen und aufgrund meines
Marathon-T-Shirts, das ich stolz trug, auch recht freundlich grüßten, animierten mich, mein Tempo zu erhöhen und mich an einen fit aussehenden Läufer im meinem Alter zu hängen. Schon nach einem Kilometer war mir klar, daß ich meine momentane Leistungsfähigkeit überschätzt hatte. Ich trabte mit hochroten Kopf nass geschwitzt nebenher und fühlte mich zurückversetzt in meine ersten Laufversuche mit der TGH Wetter, wo ich versucht hatte, bei der vordersten Gruppe mitzulaufen. Zu allem Überfluß versuchte mein Laufpartner noch, mit mir ein Gespräch zu führen, was allerdings nicht so richtig in Fluss kam, da es nur aus einem Mix aus französisch und portugiesisch bestand und wir beide uns nicht so recht verstanden. Immerhin konnte ich ihm begreiflich machen, dass ich Tourist war, und als wir das riesige Seefahrermonument an der Flußmündung erreichten, erlöste ich mich selber, indem ich vorgab, es fotografieren zu wollen.



Völlig frustriert trabte ich zum Boot zurück, auf meiner Uhr standen mal gerade schlappe 10 km in einer Stunde, und wenn jetzt ein Laufwettbewerb anstünde, würden sich meine Altersklassengenossen verwundert die Augen reiben, wenn sie mich weit hinten in der Liste fänden.

Mittlerweile sind wir nach anstrengender, teilweise recht stürmischer Überfahrt auf Porto Santo angekommen, eine kleine Insel vor Madeira mitten im Atlantik. Hier habe ich einen der spektakulärsten Trainingsläufe gemacht, die ich je gelaufen bin. Der große Sturm, der Anfang des Jahres über Madeira getobt hatte, hat auch hier auf Porto Santo einen Hang abrutschen lassen und einen kompletten Weg mitgerissen. Mittlerweile hat sich wieder ein kleiner Trampelpfad gebildet und abenteuerlustig bin ich einfach mal drauflos gelaufen.



Es bot sich mir ein wahnsinnig bizarres Panorama. Auf der einen Seite die bedrohlich hohen Hänge mit überhängenden Felsen und auf der anderen Seite ein steilabfallendes Kliff zum Meer hin, an dem sich tosend die Wellen brachen.



Nachdem ich eigentlich schon umkehren wollte, da der Pfad recht steinig war, sah ich am Ende ein erhaltenes Wegstück, das in einen Tunnel mündete. Durch diesen Tunnel kam man auf die andere Seite der Insel, und es war, als ob man in einer anderen Welt gelandet wäre. Ein liebliches Tal tat sich auf, und es hatte so gar nichts Bedrohliches mehr. Nach einer Zeit erreichte ich eine Straße und lief über den Berg zurück zum Hafen. Das war eine Strecke, die den meisten Besuchern von Porto Santo verschlossen bleibt, da sie weder mit dem Auto noch mit dem Fahrrad zu befahren ist, und auch in den Touristenführern nicht erwähnt wird. Dieser Lauf hat mich wieder mit mir selber versöhnt und gezeigt, dass es sich lohnt, seine Fitness zu erhalten, damit einem solche Läufe möglich sind.

06.10.2010
Stefan Vorberg

 



 

 

 

 







 

 


 

 

 

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