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© Bericht von Andrea Halbe, Lauftreff Witten-Stockum

Frankfurt-Marathon, 30.10.2005

Ein Tatort mit Ballermann, Bananen und Otto

 

 

Am Samstag sind meine „Betreuerin“ (Mutter) und ich schon relativ früh mit dem Auto Richtung Frankfurt gefahren, denn ich wollte den Brezellauf mitlaufen.

Hinter der „Alten Oper“ war der Start. Die Stimmung vor dem Brezellauf war toll. Mit Musik, Spaß und guter Laune wärmte man sich erst einmal zusammen auf. Um 11:00 Uhr fiel dann der Startschuss und im 7min-Schnitt ging es durch die Innenstadt, Richtung Messegelände. Während des Laufes wurde ständig eine Welle (Hände in die Höhe) praktiziert. Im Ziel auf dem Messegelände gab es dann Laugenbrezel und Getränke.

Da der Marathon-Startschuss am Sonntag erst um 11:00 Uhr fiel und durch die Zeitumstellung den Läufern eine Stunde noch „geschenkt“ wurde, habe ich ausnahmsweise viel frühstücken können. Nach dem Frühstück von 1 1/2 Brötchen um 6:30 Uhr, hatte ich noch genügend Zeit, um einen kleinen Verdauungslauf von 10 Minuten zu „traben“. Um 9:30 Uhr waren wir dann auf dem Messegelände, denn ich mag es nicht, wenn ich mich so „abhetzen“ muss. Bis man sich erst einmal orientiert hatte, um den Kleidersack abzugeben, und die lange Warteschlange vor dem Damentoiletten überwunden hatte, war auch schon nicht mehr viel Zeit. Eine halbe Stunde vor dem Start musste ich doch noch einmal meine Blase erleichtern. Um nicht noch
eine ¼ Stunde vor den Toiletten anzustehen, suchte ich
erst einmal nach einem Busch. Denn was Männer können,
muss auch für Frauen erlaubt sein.

Ich ging dann zum Start und machte ein paar Dehnübungen. Die Marathonhelfer hatten es nicht geschafft, die Läufer den entsprechenden Startblöcken zuzuteilen und gaben es dann irgendwann auch auf, Seile zwischen den Startblöcken zu spannen.

Dann fiel auch schon der Startschuss. Nach 1 bis 2 Minuten ging es immer noch nicht los. Ich fragte einen Helfer, ob es der Startschuss für die Inliner war. Er sagte nein und meinte, dass es noch ein wenig dauern wird, bis sich die Masse langsam in Bewegung setzt. Mit dem Real-Time-Champion-Chip ist dies ja kein Problem. Allerdings hatten sich doch sehr langsame Läufer ganz vorne eingereiht, so dass die ersten Kilometer mit Überholversuchen sehr anstrengend waren, denn man wollte ja auch niemanden behindern oder in die Ferse treten. Schon bei Kilometer 1 wurde ich von einem blinden Läufer überholt. Blinde Läufer laufen immer mit einem Laufpaten und sind meistens mit einem dünnen, kurzen Band am Handgelenk mit dem Laufpaten verbunden. Mein Schwager hat sich auch schon einmal als Laufpate nützlich gemacht. Wenn man diese „Laufunterstützung“ aber nicht vorher geübt hat, kann dies zu ziemlich lustigen, kuriosen, aber auch gefährlichen Situationen führen.

Die Strecke führte erst kreuz und quer durch
die Innenstadt. Bei diesem herrlichen Wetter von ca. 20 Grad waren die Zuschauermassen extrem, und man bekam beim Laufen eine richtige Gänsehaut. Die Fanclubs der Läufer konnten durch die geschickte Marathonstrecke ihren „Favoriten“ mehrfach beim Laufen anfeuern. Den Duisburg-Marathon nennt man auch den „Samba-Marathon“. Der Frankfurt-Marathon kann man ebenfalls als „Samba-Marathon“ bezeichnen. Überall standen Trommelgruppen, die den Läufern und Zuschauern „einheizten“. Ich musste nur achten, dass ich mich nicht von dem Rhythmus irritieren ließ, denn wenn der
Trommelrhythmus schneller wurde,
wurde man dazu verleitet schneller zu laufen.

Nach Kilometer 4 kam ein Schild Kilometer 42. Dies war nicht ein Fehler der Organisatoren, sondern es wurde während des Marathons ein Tatort gedreht, und ein provisorischer Zieleinlaufbogen mit Zeitmatte war eingerichtet worden. Die Marathonläufer und Staffelläufer wurden aber vorher informiert, so dass eigentlich kein Läufer irritiert sein konnte.

Die Strecke führt dann durch zwei kleine Siedlungen. Dort feierten die Anwohner kleine Straßenfeste, denn das Wetter lud dazu ein, noch einmal den Grill
„anzuschmeißen“. Einige Wohngemeinschaften nutzen den Marathon auch aus, um einmal auszuprobieren, was ihre Stereoanlage „hergibt“. Überall waren Leute mit guter Laune. An einem Streckenabschnitt wurde das Lied „und wir haben ein Idol, Harald Juhnke…“ gespielt. Man kam sich vor, wie am „Ballermann“.

Ab Kilometer 15 nahm ich das erste Stück Banane zu mir. Im ersten Moment wusste ich allerdings nicht, ob es ein Stück Apfel oder Banane war, denn die Banane war ziemlich unreif und somit sehr fest. Ich fragte meinen Laufnachbarn, ob sein Stück auch so fest war. Er sagte nein, denn sein Stück war schmackhaft. Bei Kilometer 22 hatte ich vom Kopf her einen kleinen Tiefpunkt, aber ich hatte Glück, denn ich sah meinen Bananen-Nachbarn „Otto“ wieder. Ich sprach ihn noch einmal an, und wir quatschten miteinander. Durch den Small-Talk verging die Zeit wie im Flug. Bei der nächsten Verpflegungsstelle verloren wir uns. Nach ein paar Metern sah ich ihn wieder. Dieses sich verlieren und finden mit „Otto“ fand ungefähr 4-5 mal statt.

Bei Kilometer 30 kam meine lang ersehnte Cola. Leider musste man sich für die Cola anstellen, denn das Zapfen ging nicht so zügig. Aber verzichten wollte ich deshalb nicht. Ich hatte vorher meine kleinen Trinkflaschen immer mit Wasser aufgefüllt, so dass ich nach der süßen Cola noch einmal „nachspülen“ konnte. Durch das Nachfüllen der Trinkflaschen verlor ich viel Zeit, ich wusste aber, wenn ich es nicht machen würde, würde ich noch mehr Zeit verlieren, denn ich benötige immer sehr viel Flüssigkeit, sonst kommt bei mir der Einbruch (der Mann mit dem Hammer ). Ab Kilometer 30 habe ich leider Otto nicht mehr gesehen. Schade dachte ich, denn so ein kleiner Smalltalk und Lauferfahrungsaustausch ist immer interessant. Durch die Cola bekam ich noch einmal einen richtigen Aufschwung.

Am Straßenrand standen häufig Angehörige, die coole Sprüche auf Banner geschrieben hatten. Am Besten gefiel mir das Schild einer Frau, das sehr groß war, aussah wie ein Warnschild: „Vorsicht, innerer Schweinehund.“ Ab Kilometer 30 konnte ich den Marathon richtig genießen. Dies kenne ich eigentlich nur von Inliner-Marathons. Mein Training von 3mal in der Woche mit nur langen bis mittellangen, langsamen Läufe hatte sich bezahlt gemacht. Auch die Waldläufe auf dem Hohenstein waren nützlich.

Das Ziel war in der Festhalle aufgebaut. Die Stimmung dort war riesig. Man kam sich vor, wie bei einem Eishockeyspiel, wenn die Spieler das Eis betreten und mit viel „tam-tam“ begrüßt werden.

Nach 4:04:50 h war mein Lauf „leider“ beendet. Die letzten Kilometer sind bei einem Marathon, wenn man sich gut vorbereitet hat, immer am Schönsten, finde ich.
Nach dem Zieleinlauf wartete ich noch auf Otto, denn ich hatte das Gefühl, dass er noch kommen würde. Nach etwa 5 Minuten war er dann auch da. Als wir uns sahen, „klatschten“ wir uns ab und gratulierten uns gegenseitig. Ich schenkte ihm noch meine Rose, die ich im Ziel bekam, denn seine Frau war als Begleitung mitgekommen. Wir unterhielten uns noch ein wenig, und dann machte ich mich auf zu den Duschen. Für meinen Neffen hatte ich auf dem Hallenboden noch ein Geschenk gefunden. Jemand hatte seine Medaille wohl verloren und mein Neffe „liegt mir immer in den Ohren“, dass er gerne eine Medaille haben möchte. Vergeblich versuche ich ihm immer zu erklären, dass eine Medaille nur für den Teilnehmer einen „Wert“ hat.

Nach dem Duschen traf ich dann auch endlich meine Mutter, sie hatte versucht, mich an der Strecke zu sehen, was aber leider nicht gelang. Ich strahlte über alle „Backen“, und meine Mutter wusste, dass ich den Lauf gut überstanden hatte. Danach ging es Richtung Heimat, müde aber überglücklich.

(Fotos: © Halbe)
 

 


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