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Zum Zugspitzlauf 2008

Auch mehr als eine Woche nach dem tragisch verlaufenen Zugspitzlauf stehe ich noch immer unter dem Eindruck der schrecklichen Erlebnisse. Beinahe noch mehr beschäftigt mich, was in den Tagen danach als öffentliche Meinung geäußert wurde und für uns unmittelbar Beteiligte den ohnehin vorhandenen Schmerz noch erheblich verstärkte.

Ich möchte daher nicht mit einem Laufbericht auf die Ereignisse eingehen, sondern nur das sagen, was mir im Nachhinein wichtig ist.

"Wie immer lautet der erste Reflex: Wo ist der Schuldige?"

(WAZ-Kommentator Frank Stenglein, 14.07.08)


Mit zunehmender Verwunderung verfolgte ich, wie in der Presse diese Meinung gemacht wurde, um sie im nächsten Atemzug bissig und hämisch als "Vollkasko-Mentalität" (Zitat Stenglein) zu kommentieren.

Für die Angehörigen und die Freunde von Uwe Moldenhauer kann ich sagen, dass niemand dem Veranstalter oder anderen Dritten Schuld zuweisen will. Es ist unzweifelhaft, dass wir alle Fehler gemacht haben - der Ausrichter und die Läufer. In der Summe waren diese Fehler auf tragische Weise tödlich. Das war so für jeden von uns vorher unvorstellbar. Die Katastrophe wäre zu vermeiden gewesen, aber sie ist am Ende so passiert, ohne dass man jemandem, der an der Fehlerkette mitbeteiligt war, die Schuld für den tödlichen Ausgang geben kann und sollte.

"Die Hälfte hat auf der Strecke nichts verloren."

(Walking-Sieger Michael Epp im ZDF bei Markus Lanz)

"keine Bergerfahrung, zu wenig Kondition, natürlich sprech ich da nicht alle an, aber durchaus
40-50 Prozent"

(Privatberglaufverbandspräsident Helmut Reitmeir)
 

Bei jeder Laufveranstaltung gibt es Teilnehmer, die unzureichend vorbereitet sind. Nach meiner Einschätzung ist deren Quote aber gerade bei Bergläufen sehr gering. Man muss sich nur bei der Abholung der Startnummer oder im Startblock umschauen: Nirgendwo sehen die Mitstreiter so austrainiert aus wie bei Bergläufen.

Das gilt auch für die beiden Läufer, deren Tod nun diese Diskussionen ausgelöst hat. Hans Pöschl hatte eine Marathon-Bestzeit von 2:48 Std, er war Sportlehrer und Trainer im Leichtathletik-Verein. Er hat sich gewissenhaft mit kürzeren Bergläufen auf die Zugspitze vorbereitet. Uwe Moldenhauer war 2 Monate zuvor beim Hamburg-Marathon 3:17 Std gelaufen. In den Wochen vor dem Zugspitzlauf hat er vermehrt anspruchsvolles Bergtraining absolviert. Beim Zugspitzlauf war es gerade so, dass nur die Leistungsfähigsten überhaupt so weit kamen, um in ernste Lebensgefahr zu geraten.

Es ist vermutlich richtig, dass ein nennenswerter Anteil der Teilnehmer keine Bergerfahrung hat. Doch muss ich wirklich bergerfahren sein, wenn ich einer von 600 Läufern bin und der einzige anspruchsvolle Abschnitt von der Bergwacht begleitet wird? Im übrigen haben die bergerfahrenen einheimischen Läufer dieselben Fehler gemacht - man denke nur an Ellen Clemens, 3malige Siegerin des Laufes, Ärztin aus Garmisch-Partenkirchen, die auch leicht bekleidet über das Sonnalpin hinauslief und dann unterkühlt und entkräftet von einem Bergwachtler zurückgeführt werden musste.

"Ein Berglauf auf die Zugspitze ist kein Marathon. Das ist viel anstrengender."

(Reinhold Messner im ZDF bei Markus Lanz)

 

Ich war 5mal beim Zugspitzlauf und habe bis heute 21 Marathonläufe bestritten; deshalb erlaube ich mir dieses Urteil: Der Zugspitzlauf ist trotz seiner 2000 Höhenmeter bei weitem nicht so belastend wie ein Straßenlauf über 42 km. Ich führe das darauf zurück, dass beim Zugspitzlauf ein erheblicher Anteil der 16km-Distanz gegangen wird - es ist für fast alle Teilnehmer einfach zu steil zum Laufen. Ich persönlich bin stets etwa die Hälfte der Strecke gegangen und habe damit im Ziel rund 70% des Feldes hinter mir gelassen. Nach dem Zugspitzlauf konnte ich stets das Training sofort in vollem Umfang wieder aufnehmen. Nach einem Marathon bin ich dagegen zu einer Pause gezwungen.

 

".. immer mehr Menschen ..., die in ihrer Freizeit süchtig sind nach dem totalen Kick"
(WAZ-Kommentator Frank Stenglein, 14.07.08)
"... den absoluten Kick suchen. Sie sind im alltäglichen Sport nicht ausgelastet, setzen bewusst auf ein hohes Risiko. Die brauchen das."
(Dr. Günter Hartleb, Chefarzt Kamener Krankenhaus, DerWesten.de 20.07.08)

 

Das richtigzustellen, ist mir der wichtigste Punkt. Es mag Sportfreunde geben, auf die dieses Klischee zutrifft.
Uwe Moldenhauer aber tut man damit in schlimmster Weise Unrecht. Uwes Vorsicht war geradezu sprichwörtlich. Er vermied das Risiko, wo immer er nur konnte. Nie überzog er beim Training das Tempo, nie ging er beim Wettkampf im Endspurt an seine Grenzen. Lieber verzichtete er auf einen Trainingslauf, bevor er seine Gesundheit auch nur im geringsten gefährdete.

Uwe war kein "Extremläufer", er suchte nichts weniger als eine Sensation. Uwe liebte das Laufen in der Natur. Der  Hermannslauf im Teutoburger Wald war ihm eine seiner liebsten Strecken, wo er Jahr um Jahr dabei war. Von uns anderen hörte er, wie sehr uns der Zugspitzlauf gefallen hatte. Damit begann sein Traum. Er führte ihn in den Tod.

In Memoriam:   Uwe Moldenhauer, Witten     Hans Pöschl, Ellwangen

Sachliche Schilderungen des Laufes findet man bei joergbehrendt.de und Laufreport.de.
Ausführliche Vorschläge für Konsequenzen macht Thomas Schmidtkonz.

Kleine Foto-Galerie im Blog

 

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