Laufbericht von Christopher Michael Krause
Lauf-Abenteuer auf Ameland
Advent-Halbmarathon auf der westfriesischen Insel
Es begann mit einer Ausgabe der Runner’s World im Spätsommer. Thomas
und Claudia, sehr gute Freunde von uns, gefiel der Bericht vom
Ameland ADVENTure Run – einem Halbmarathon über die niederländische
Insel Ameland – die östlichste der westfriesischen Inseln. Auch uns
gefiel die Aussicht, zum Jahresabschluss noch einmal
am Strand entlang zu laufen. Schnell hatten wir uns getroffen, eine
Ferienwohnung für 4 gebucht und uns angemeldet. Immer nur
Weihnachtsmärkte in der Adventszeit ist ja auch langweilig! Abgemacht
war aber, dass wir gemütlich alle zusammen laufen, was für uns dann
etwa eine 2:15er Zeit bedeutet hätte.
Der ereignisreiche Herbst ging rasend schnell vorüber, und das
Wochenende des dritten Advents war gekommen. Thomas und Claudia
konnten erst am Samstag anreisen, und so machten wir uns freitags erst
mal alleine auf den Weg. Prompt wurden wir vom Navi aufs Glatteis
geführt, verfuhren uns und verpassten die Fähre auf die Insel – zum
Glück war es die vorletzte. Die Ferienwohnung erwies sich als gut
ausgewählt, man konnte die Lautsprecheransagen von dort hören und war
in gut 5 Minuten am Start und Ziel auf der Hauptstraße des Örtchens
Nes. Das Ziel war wirklich aufwändig aufgebaut, ein Bogen, mehrere
hundert Meter beidseitig mit Zuschauergittern abgesperrte Straße. In
typisch holländischem Flair. Wir holten unsere Startunterlagen,
konnten uns super auf deutsch verständigen und beklatschten auf dem
Rückweg noch den soeben gestarteten Bambini-Lauf. Zurück in unsere
schöne und zweckmäßige Ferienwohnung (auch wenn Heizungsrohre in
Kupfer-Natur über Putz und mit schlecht verschraubten Metallwinkeln
selbst gebaute Terrassentüren für das deutsche Auge ungewöhnlich
sind), umgezogen und schon auf den Weg zurück zum Start.
Das Feld war bereits voll wie bei
einem Stadtmarathon. Wir kletterten über die Absperrgitter, dann
ertönte schon der Startschuss. Es war trocken, wir hofften, dass es so
bliebe. Zu Beginn herrschte tolle Stimmung, schnell waren wir aus Nes
hinaus und bogen in einen Wald ein. Hier zeigte sich bereits, dass der
Name „Adventure“ Run auch so verstanden werden konnte. Ein schlammiger
Weg, nur durch Tannennadeln in gewisser Weise seine Konsistenz
haltend, der zudem nur hinauf und hinunter führte. Dazu enge Kurven,
eben alles – nur nicht geradeaus.
Dann ging es raus aus dem Wald – und schon war der Strand in Sicht.
Aber davor hatten die Holländer zuerst mal die Dünen gesetzt!
Der Wind kam dankenswerterweise zunächst von hinten. Aber es lief gut,
eine Pace zwischen 5:30 und 5:40. Wir quatschten locker – hoffentlich
konnten wir das Tempo halten. Schnell war Km 5 und der erste
Verpflegungspunkt erreicht. Eine Strandbude am Strandabschnitt von Nes
– serviert wurde das angewärmte Iso-Getränk in „Bier-Metern“, jenen
Holz-Konstrukten, die von örtlichen Schützenzelten allseits bekannt
sein dürften. Was stellen die auch den Verpflegungstisch so weit weg –
natürlich, das Wasser kam näher. Die Flut war scheinbar nicht ganz am
Ende. „Achtung, Wasser!“ Und alle Läufer beschrieben einen rasanten
Rechtsbogen. Vor uns Strand bis zum Horizont, neben uns die graue See,
die in schäumender Gischt der brechenden Wellen immer mehr Strand
verschlang. Und wir inmitten eines endlosen Lindwurms von Läuferinnen
und Läufern. Wir sahen bereits die Läufer wieder über den Dünenkamm
abbiegen. Schon hatten wir fast 10 km hinter uns. Der Weg durch den
Sand auf die Düne verlangte kurz alle Kraft der Waden, dann ging es
hinunter über einen geschotterten Fahrradweg in die Dünenlandschaft im
Osten Amelands. Hier blies der Wind erstmals von vorne und gab einen
kleinen Vorgeschmack, was später am Deich auf der Wattenmeerseite der
Insel folgen sollte.
Wir bogen aus der extrem hügeligen Dünenlandschaft endlich auf einen
Feldweg, der geradewegs zwischen Kuhweiden auf den Deich im Südosten
der Insel zulief. Michael mahnt mehrfach, das Tempo nicht zu sehr zu
forcieren. Dann ein tolles Bild – die Kette der Läufer vor einem mit
grauen Wolkenfetzen und Sonnenstrahlen dramatisch inszenierten
Hintergrund auf der fernen Deichkrone. Den Kühen rechts und links
unseres Weges waren wir egal, auf meine Animationsversuche reagierten
diese in keinster Weise. Schade!
Auf dem Deich angelangt, ging es endgültig zurück Richtung Nes. Fast
14 km geschafft, noch ein Drittel. Aber das schwierigste!
Der Wind bläst unbarmherzig von schräg vorne. Die Ermüdung setzt ein.
Und die Strecke am Deich erscheint endlos. Nun geht es hinterm
Deich hinunter, weniger Wind bläst hier aber auch nicht. Und
bedrohlich schwarze Wolken ziehen sich über Nes zusammen. Noch ein
Verpflegungsstand, km 15. Wieder das angewärmte Iso-Getränk, Obst.
Weiter geht es. Das Ende des Deiches ist in Sicht, es geht hinauf,
rechts ab sofort wieder hinunter in Richtung der Ortschaft Buren. Auf
der Deichkrone fängt es an zu hageln. Super, 4 km vor dem Ende muss
das nicht mehr sein! In Buren herrscht gute Stimmung, das Publikum
feuert die Läufer trotz des Hagels begeistert an. Der wird auch schon
wieder weniger, die fünf Minuten konnte man überleben! Noch drei
Kilometer. Vor Nes gibt es einen See, da müssen wir noch herum. Hier
steht ein „Spaßbad“ aus den späten 80er Jahren und verrottet. Wo einst
Glasscheiben unter den Kuppeln den Blick auf tobende Kinder freigaben,
sind Spanplatten eingezogen. Und die Wasserrutsche vom Turm mit den
eingeworfenen Scheiben ist blind vor Grünalgen. Das Gras wächst
hoch im Eingangsbereich – stummer Zeuge eines gescheiterten
Freizeitprojektes. Unser Freizeitprojekt ist alles andere als
gescheitert.
Wir biegen auf die Hauptstraße von Nes, es wird eng
zwischen den Absperrgittern. Schon zu Ende! Zum Endspurt ist es zu
eng. Angelika ruft uns zu und fotografiert, schon sind wir da! 1:54:02
Netto – leider wird die Wertung nach Bruttozeit sortiert. Es hat uns
allen aber riesigen Spaß gemacht, die Laufbegeisterung der
Niederländer ist enorm. Tolle Organisation, ein tolles Finisher-Shirt
und eine wunderschöne Insel, die wir am Sonntag noch in aller Ruhe zu
Fuß erwandert haben, bevor wir am Montag wieder die Fähre heimwärts
nehmen mussten. Aber warum nicht eine neue Adventstradition begründen?
Michael Krause
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Nächster Termin:
15.12.2012
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