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Der Drachenlauf – eine echte Herausforderung
Im Anschluss an den letzten Herbstwaldlauf in Bottrop vor einem Jahr und im
Schwall der Euphorie, 25 km geschafft zu haben, ließ ich mich von meiner
Kollegin Astrid anstecken, den Drachenlauf im Siegerland in Erwägung zu
ziehen. Nach Studium der entsprechenden Internetseite kamen mir dann doch
Zweifel, ob ich so etwas schaffen könnte. Aber, wie gesagt, die Euphorie über
die 25 flachen Bottropkilometer und damit 1 km mehr, nun aaaber 1000
Höhenmeter – egal, der Mensch braucht Ziele und so habe ich mich kurz
entschlossen schon im November letzten Jahres angemeldet.
Natürlich spielte auch der Gedanke, ein Jahr Zeit für die Vorbereitung zu
haben, eine große Rolle. Aber ein Jahr geht schnell rum und diverse
gesundheitliche Rückschläge im Frühjahr ließen die Zeit dann doch ein wenig
eng werden. Die Idee von Matthias, in diesem Jahr mit der Laufgruppe vom
PV-Triathlon Witten am Nürburgring zu laufen, passte mit der entsprechenden
Vorbereitung sogar super in meinen Plan. Auch ist die Wittener Umgebung
bekanntlich durchaus geeignet, Bergläufe zu trainieren. Alle, die sonntags
mit Uli Knepper im Herrenholz laufen, wissen das zu schätzen. Auf der
Laufseite von Uli Sauer entdeckte ich zudem seine Ardey-Crossrunde (schöne
anspruchsvolle Runde über Stock, Stein und Matsch) und baute diese ab August
in mein Training ein.
Na ja, wenn ich ehrlich bin, hätte ich noch mehr und härter trainieren
müssen, aber der Mensch lernt dazu. Je näher der Termin rückte, desto mehr
Zweifel regten sich, was hatte ich mir da bloß vorgenommen???
Am Wettkampftag machen Astrid und ich uns voller Aufregung auf den Weg ins
Siebengebirge, das Wetter verspricht gut zu werden und wir sagen uns,
ankommen ist alles, möglichst lächelnd ins Ziel laufen, die Zeit ist egal.
Trotzdem macht man sich so seine Gedanken über die eventl. Laufzeit. Mir ist
klar, dass Astrid mindestens 30 Min. vor mir im Ziel sein wird, doch es ist
für uns sehr schwer, den Lauf einzuschätzen. Ich hatte mir gedacht, dass,
wenn alles gut läuft, ich eine Zeit von 3.30 Std. laufen könnte.
Nun war es soweit, der Startschuss lässt das Feld der Läufer los, auf die
Jagd nach dem Drachen über vier Berge des Siebengebirges. Fast direkt nach
dem Start geht es zum ersten Mal stetig und immer steiler bergauf, zunächst
über den kleinen und großen Ölberg, dann über den Lohberg (eher ein Hügel)
zur Löwenburg. Der Aufstieg zur Löwenburg ist richtig hart, bis zu 23 %
Steigung, aber oben wird man mit einem fantastischen Blick über das
Siebengebirge belohnt. Nun geht es ca. 4 km stetig bergab und dann kommt der
Drachenfels. Diesen Anstieg habe ich als nicht so schlimm empfunden, er ist
auch nur kurz und oben lockt der berühmte Blick auf den Rhein. Aber ich nehme
das nur schnell im Vorbeilaufen wahr. So langsam macht sich meine Muskulatur
unangenehm bemerkbar und ich habe ja das schlimmste noch vor mir. Aber
zunächst führt mich die Strecke durch das zauberhafte Nachtigallental, um
dann in den berühmt berüchtigten Bittweg einzusteigen. Einsteigen ist das
richtige Wort, dieser Weg windet sich vom Rheinniveau in stetigen gnadenlos
steilen Serpentinen knapp 3 km lang den Petersberg hoch.
Ich bin nun mittlerweile so geschafft, dass ich nur im langsamen Gehtempo,
unterbrochen von einigen Verschnaufpausen, weiterkomme. Zwischendurch packt
mich einmal die Verzweiflung, aber ich will da hoch. Drei Berge habe ich ja
schon geschafft, da werde ich auch den vierten packen. Dann biege ich um die
hundertste Kurve und glaube schon an Halluzination, als jemand meinen Namen
ruft. Von oben winkt mir eine Gestalt zu und läuft mir entgegen. Es ist
Christiane, ich kann es nicht fassen, sie hier zu sehen, weiter oben sehe ich
dann auch noch Andrea und Roland, alle drei PVler feuern mich an und mit
ihrer Hilfe schaffe ich es bis ganz nach oben. Ich möchte mich nochmals bei
den Dreien bedanken, dass sie den weiten Weg nicht gescheut haben, um mich am
schwersten Wegstück zu unterstützen. Das war eine gelungene Überraschung!
Den auf dem Petersberg gereichten Sekt gebe ich an Andrea und Christiane
weiter, denn nun geht es noch 5km weiter bis ins Ziel. Auf dem letzten
Kilometer geht es mir wieder besser und so erreiche ich glücklich und stolz
nach 3.29.37 Std. das Ziel.
Wie von mir vorausgesagt ist Astrid in tollen 2.56.39 Std angekommen, sie ist
eben eine passionierte Bergläuferin. Die Sieger der Männer und Frauen
brauchten unglaubliche 01.48.34 bzw. 02.02.58 Std.
Mein Fazit zu diesem Lauf ist: wunderbarer, aber schwerer Berglauf, der nicht
nur in den Steigungen an den Kräften zehrt. Auch die Gefällestrecken sind auf
Grund ihres schwierig zu laufenden Untergrundes (lose und oder unregelmäßige
Steine, Löcher, Wurzeln etc.) oft ermüdend. Falls ich im nächsten Jahr
nochmals starten sollte, werde ich mich auf jeden Fall noch akribischer
vorbereiten und vor allen Dingen kaufe ich mir Trailschuhe.
Für alle, die mehr über den Lauf wissen wollen, empfehle ich die Seite
www.drachenlauf.de . Unter
Ausschreibung findet Ihr unter A-Z alles Wissenswerte und auch eine
ausführliche Streckenbeschreibung.
Viele liebe Grüße von der „Drachenjägerin“
Gaby Schaefer
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