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Bericht von Laura Routaboul und Nils Brüchert-Pastor
Sahara Marathon für die Saharawi
Wer erinnert sich noch an den Krieg der Polisario* gegen Marokko von 1973 bis
1991? Dieser ist nun schon seit 20 Jahren vorbei, und trotzdem leben noch
immer über 160.000 Saharawi in fünf Flüchtlingslagern seit sage und schreibe
35 Jahren an der Grenze in West-Algerien, in der Nähe von Tindouf in der
menschenfeindlichen Sahara, da noch immer keine Einigung zwischen den Ländern
erzielt werden konnte. Laura und Nils Brüchert-Pastor nahmen die Gelegenheit
wahr und an einem Benefizmarathon in der Wüste teil, um die Gegebenheiten vor
Ort in einer Flüchtlingsfamilie kennen zu lernen und Hilfsgüter hinzubringen.
Kurz gesagt: der Marathon war für beide ein tolles Erlebnis, und sie konnten
ihr selbst gestecktes Ziel von 4:27 Stunden trotz teilweise sehr starkem
Gegenwind, sengender Sonne, schwierigem Untergrund und jeder Menge Sand und
Steine in den Laufschuhen gut erreichen. Sie waren im 127 Läufer starken
Teilnehmerfeld (17 Frauen und 110 Männer) mit den Plätzen 6 (Laura) und 47
(Nils) sehr zufrieden und lobten die hervorragende Organisation und das unter
diesen Bedingungen.
Das Erlebnis Wüste war aber nach dem Marathon nicht zu Ende. Sie lebten eine
Woche in einer Saharawi-Familie und teilten sich mit ihr das Zimmer in einer
Haima (eine Lehmhütte mit Blechdach). Nachts war es drinnen und draußen nur
knapp über 0° C, tagsüber 35° C und mehr teilweise mit Sandstürmen, die einem
den Atem nahmen. Sie schliefen und aßen auf dem Boden, besuchten Schulen,
Kindergärten, Krankenhäuser und das Kriegsmuseum und verbrachten den
Nationalfeiertag mit vielen Paraden und Feiern dort. Was sie sahen,
beeindruckte sie sehr. Zum einen sehr liebe, freundliche und fröhliche
Menschen. Zum anderen bittere Armut, kein fließend Wasser, nur etwas Strom
gibt es seit kurzem aus einigen Solarzellen. Seit 35 Jahren Essensrationen
von der UNESCO, die zwar satt machen, aber keine Vitamine enthalten, was zu
Diabetes, Lungenentzündungen, Anämie und anderen Mangelerscheinungen führt;
und das mit wenigen Medikamenten und nur 13 Ärzten für alle Bewohner der 5
Camps (im Vergleich wären das 8 Ärzte für ganz Witten, inklusive
Krankenhäuser!).
Die Saharawi haben die höchste Alphabetisierungsrate in ganz Afrika und die
Männer und Frauen, die den Tag mit langen Teezeremonien zu verkürzen
versuchen, um die Langeweile zu überstehen, sind alle gut ausgebildete
Rechtsanwälte, Ingenieure oder Buchhalter. Aber wie soll man mitten in der
Wüste arbeiten und ein Leben aufbauen? Noch immer sterben Menschen durch
Minen an der Mauer**, erst vor vier Monaten gab es das vorerst letzte Opfer
dort zu beklagen.
Weiterhin berichten sie: „Wir haben dort neue Freunde gefunden und werden uns
auf jeden Fall weiter für die Menschen dort engagieren, danken im Namen der
Saharawi den Spendern herzlich (der Adler-Apotheke und den Familien
Aepfelbach, Bergner, Brüchert, Förster, Haugg, Jungermann, Korkmatz,
Pagliereo, Pastor, Petra, Pitschack, Sekulic, Steinau, Trautmann, Voigt) und
freuen uns über jeden, der auch mal den Marathon dort laufen möchte. Gerne
geben wir Informationen und sammeln weiterhin Spenden
(
www.helpedia.de/spenden-aktionen/saharamarathon2011 ).“
Veranstalter-website
* Frente Polisario (dt. Volksfront zur Befreiung von Saguia el Hamra und Río
de Oro, kurz Polisario)
** Marokko betreibt für 4 Millionen US$ am Tage eine 2.400 Km lange Mauer
zwischen den Ländern, gespickt mit 9 Millionen Minen und bewacht von 120.000
Soldaten. Zum Vergleich: die innerdeutsche Mauer war nur etwa ¼ so Lang.
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