Früher zog er sich
40 Zigaretten am Tag rein, heute ist er nur noch heiß aufs Laufen.
Bruno Brahmann vom PVT ist mit fast 70 Jahren Wittens ältester
Marathon-Mann - und ein Siegertyp noch dazu.
Bommern. Diese Bilder. Sie zeigen Bruno Brahmann, den (fast)
70-Jährigen, in einer anderen Zeit. Gute zehn Kilogramm mehr auf den
Rippen, gekleidet im modischen Schick der achtziger Jahre. Kein
Vergleich zu dem drahtigen Mann, der heute Wittens ältester
Marathon-Läufer ist.
Sich zu Fuß über 42,195 Kilometer zu quälen - das war für Bruno
Brahmann über Jahre undenkbar. "An Laufen war gar nicht zu denken",
sagt der 69-Jährige. Sein Zigarettenkonsum lag bei rund 40 pro Tag.
Die Arbeit als Schleifer und Polierer - ein Knochenjob. Als er den
Entschluss fasste, das Laster aufzugeben, trat der unerwünschte
Nebeneffekt der Gewichtszunahme ein. Doch dies wurde unverhofft zum
Impuls für seine sportliche Zukunft.
"Bei meinem ersten Lauf haben ich nach 200 Metern die erste Pause
gemacht", erinnert sich Brahmann. Das war 1986. Doch das Lauffieber
packte ihn schnell. Langsam steigerte er die Dosis, sammelte erste
Erfolge auf kleinen City-Läufen. 1989, Berlin, wenige Wochen vor dem
Mauerfall - Brahmann geht seinen ersten Marathon an. "Ohne besondere
Vorbereitung", wie er sagt. Als er ein Jahr später wieder in Berlin
ist, durchschreitet er unter dem Jubel der Zuschauer das
Brandenburger Tor. "Es war toll, dieses Ereignis so zu erleben."
Mit Anfang 50 trieb den Wittener damals noch der Ehrgeiz. Seine
Bestzeit knackte er nach knapp drei Jahren - die Zeit von 3:21
Stunden steht bis heute. "Dann machte sich das Alter langsam
bemerkbar." Brahmanns Ehefrau Christa verfiel ebenfalls schnell der
Faszination Marathon. Mittlerweile reichen ihr aber intensive Touren
mit ihren Nordic-Walking-Stöcken.
Aber ihr Bruno, der läuft und läuft. "Es ist eine Sucht. Eine
positive natürlich." Am meisten genießt er das Bad in der Menge. "In
dem Moment denkt man, die Leute schreien nur für dich. " Große
Strecken geht er - ganz ein alter Hase - allerdings nie unbedacht an.
"Man muss immer auf seinen Körper hören. Zeiten sind mir nicht mehr
wichtig", sagt der für den PV-Triathlon startende Läufer. Bei "etwa
vier Stunden" habe sich sein Ergebnis mittlerweile eingependelt.
Wenn der Rentner bei den großen Läufen gegen viel jüngere Marathoni
antritt, erntet er oft Skepsis. "Ausweis zeigen" wurde gar schon
gefordert, als er motivierten Jungspunden allzu weit davon lief.
Am 10. September steht in Münster ein Marathon auf dem Programm - es
wird Bruno Brahmanns 22. sein. An ein Ende seiner Laufkarriere
verschwendet er keinen Gedanken. "Ich laufe weiter, so lange es
geht."
04.08.2006 WAZ Witten, von Felix Guth
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PV Triathlon Witten
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Bruno als drahtiger M70er
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siegessicher beim Duisburg-Marathon
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