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GREAT NORTH RUN
Newcastle-on-Tyne, England
Halbmarathon

Bericht vom 23.10.2000 
(20. Veranstaltung)
nächster Termin:
26.09.2004

Website: The Great North Run

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Fährhafen Ijmuijden bei Amsterdam

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die Tyne-Brücken sind Wahrzeichen von Newcastle

Die Anmeldung

war sehr bequem per Internet möglich und wurde prompt per email bestätigt. Bezahlung ging mit Kreditkarte. Ich weiß nicht mehr genau, was es kostete. War aber schon recht heftig, ich glaube, 30 Pfund, mit Aufpreis für die Nudelparty. Der Anmeldeschluß war bereits im Mai. 50000 Startnummern wurden vergeben. Offenbar war bereits dabei das Ziel, den London-Marathon zu übertreffen, denn dort wurde das Limit bei 45000 Plätzen gesetzt. 

Die Anreise

ist für Leute aus dem Nordwesten Deutschlands easy. Die Nachtfähre von DFDS Scandinavian Seaways fährt von Ijmuijden bei Amsterdem direkt nach Newcastle. Von Witten sind es rund 250 km bis zum Fährhafen. Man kann auch mit dem Zug nach Amsterdam fahren und dann mit dem Shuttle-Bus zur Fähre. Inclusive Kabinenbett kostete die Überfahrt hin und zurück rund 340 DM. Man hat also die Chance, morgens ausgeruht in Newcastle anzukommen. Für mich gab es sie allerdings nicht, denn so circa um 02.30 h in der Nacht war ich es leid, dem schnarchenden Nachbarn zu lauschen. Ich machte mich samt Bettzeug auf ins Gelände, um irgendwo auf einem Sofa mehr schlecht als recht den Rest der Nacht zu dösen.


Die Stadt Newcastle

war für mich das eigentliche Erlebnis an diesem Wochenende. Unwissend hatte ich mir eine eher graue Arbeiterstadt vorgestellt. Was mich erwartete, ist eine höchst lebendige Party- und Shopping-City mit einer sehr gelungenen Mischung aus historischen Gebäuden und hypermoderner Architektur. Und was in England Partytown bedeutet, konnte ich saturday night erleben. Es war bitterkalt, so etwa 8-10°c, aber die Mädels machten sich in bauchfreien Seidenfummels und gürtelbreiten Röckchen auf in die City. Mit Mänteln und dergleichem lästigem Zeugs bemüht man sich erst garnicht. Es ist für ausgeglichene, konservative Gemüter (wie ich eins bin) kaum vorstellbar, was sich dann in und vor den Kneipen und Disco-Bars abspielt. Die Musik ist so laut, dass man sich kaum draussen auf dem Bürgersteig unterhalten kann, und das Leben spielt sich im Laufe des Abends immer mehr vor den Türen ab. Lufttemperaturen werden dabei einfach ignoriert. Und das englische Jungvolk ist unglaublich schrill. Das Bochumer Bermuda-Dreieck ist dagegen das reinste Kaffeekränzchen.

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hier die ältere Version einer shopping mall, 
die moderne Variante Eldon Square nimmt ein ganzes Stadtviertel ein


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Tyne-Bridge am Samstagnachmittag,
der kleine dunkelgraue Kasten mit hellem Rand direkt links neben der Brücke ist übrigens die Tribüne des St. James Park, 
supermodernes Stadion von Newcastle United 
(an diesem Samstag war das Spiel gegen Everton - mit Gazza - , 
aber es gab nur noch Karten für 60 Pfund!)

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Tyne-Bridge am Sonntagvormittag, 
der Eindruck vom Zuschauerzuspruch ist repräsentativ


Die Infrastruktur

Das Hotel hatte ich erst eine Woche vor dem Lauf gebucht, wohl wissend, dass das ein Problem werden könnte. Beim 13. Versuch hatte ich dann aber Glück, gerade hatte jemand storniert. Die Telefonnummern hatte ich von Smooth Hound, auf deren Seite Hotels für ganz GB angeboten werden. Das Zimmer war auch nicht billig, 40 Pfund pro Nacht. Dafür war Dene Hotel ruhig im Vorort Jesmond gelegen, mit einem Park in der Nähe und 10min zur S-Bahn. Und das beste: ich konnte zu Fuß (30min) zum Start gehen. Für die Läufer wurde auch extra die Frühstückszeit auf 7 Uhr vorgezogen.

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lange Schatten am frühen Morgen,
allmähliches Versammeln auf der Start-Autobahn
 

So war es kein Problem, pünktlich zum Start (10.10 h) zu kommen. Bereits eine Stunde vor dem Startschuss sollte man den Kleiderbeutel abgeben, und das bei 8° (*bibber*). Ich hatte einen extra dicken, körperlangen Plastiksack dabei und noch ein Wegwerf-T-Shirt, selbst damit hab ich gefroren. Hilfreich war, dass man sich in den Doppeldecker-Kleidersackbussen umziehen und aufhalten konnte. Die 40 Busse waren nicht ausgelastet, offenbar organisieren sich die meisten Läufer selbst.

Es wird ohne Chip gelaufen, die leistungsgerechte Startaufstellung wird, wie es sich für fair play gewohnte Briten gehört, nicht kontrolliert. Und alle starten zugleich in einem Block. Auch dies ein Zeichen dafür, dass dieser Lauf von den weitaus meisten Teilnehmern nicht als Bestzeitversuch angegangen wird.

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steigender Puls: Sekunden vor dem Start Blick nach vorn,
am blauen Transparent muss die Startlinie sein,
ich brauchte nur 2,5 min bis dahin,
stand aber auch bei Zielzeit 1:20
 

Auch ich habe mir keine Rekordzeit vorgenommen und laufe erstmals mit Fotoapparat. Aber ein paar Minuten unter 1:40 sollten es eigentlich schon werden. Es kam dann anders.

Ich hatte mich kurz hinter 1:20 ins Startfeld gedrängt und kam mir damit nicht ganz fair vor. 2,5 min nach dem Startschuss war ich auch an der Linie. Doch es dauerte bis Meile 5 (!), bis ich zum ersten Mal den beabsichtigten Schnitt von 7:15 pro Meile laufen konnte. Meile 7 und 8 war ich dann zu schnell. Zu allem Pech wurden bei Meile 9 die Oberschenkel hart - wie es bisher nur bei km 30 im Marathon erlebt hatte  (wohl eine Folge der noch nicht auskurierten Erkältung und der Zwangspause), der Rest war dann kein Genuß mehr. Aber mit brutto 1:41 komme ich als 3646. noch knapp unter die ersten 10% aller Finisher.

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an gleicher Stelle der Blick nach hinten,
da müssten so etwa 30000 Leute stehen,
übrigens ohne Chip und als Start in einem Riesenblock


Und das ist die Strecke: 

Vom nördlichen Stadtrand Newcastles geht es über die Stadtautobahn zur Tyne-bridge, dann über breite Umgehungsstraßen mit einigen Steigungen auf die Küste zu. Bis km 16 findet der Lauf nahezu unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Daran kann auch ein Dutzend Live-Bands nichts ändern, wo sich immerhin ein wenig Publikum trifft. Erst an der Küste ändert sich das Bild schlagartig. Je näher das Ziel kommt, desto gedrängter stehen die Zuschauer. Zielort ist South Shields, mit einem schönen langen Sandstrand und Pubs mit zivilen Preisen.
 

Die Atmosphäre

Diese Läufermassen haben Zuschauer einfach nicht nötig. Die Teilnehmer unterhalten sich selbst, und zwar bestens. Wenn London zu 80% ein Fun-Run ist, der Great North Run ist es zu 95%. Das ganze ähnelt, ganz besonders in den hinteren Reihen, eher einer Karnevalsveranstaltung. 

Besonders bewegend fand ich, wie Hobby-Rollis an den für sie sehr schweren Anstiegen immer wieder mit Schulterklopfen und ein paar Worten aufgemuntert wurden. Auch mit ganz normalen Rollstühlen waren ein paar handycapped fellows unterwegs, die von laufenden Freunden über die 21 km geschoben wurden. 

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wir haben's ja immer gewußt: Läufer sind Masochisten,
aber was sind laufende Soldaten, die 20kg-Rucksäcke über die Strecke schleppen (und warum?)


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das Ziel in Sichtweite: 
hier drängen sich die Zuschauer links und rechts

Die Profis

laufen hier aber auch. Wie in London werden die Elite-Frauen ein paar Minuten vor dem großen Feld gestartet. Die Engländer waren schlichtweg aus dem Häuschen, denn Paula Radcliffe lief bei Meile 6 der Marathon-Weltrekordlerin Tegla Loroupe auf und davon. Sie nahm ihr sagenhafte 3 Minuten ab und siegte mit Europarekordzeit von 1:07:07. 

Bei den Männern siegte Faustin Baha aus Tanzania in 1:01:57. Von den großen Namen im Feld, Pinto (16.), Fiz (8.), Garcia (10.), Lopes (7.) und Modica (4.) war nicht mehr die Rede. Ein englischer nobody war schneller als all diese, Andy Coleman wurde zweiter (1:02:28) noch vor dem Kenianer Mutai.

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auch ohne chip (mit Barcode-Abschnitt)
lief alles flüssig im Ziel

 

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nach dem Zieleinlauf:
ein Meer von Silbermöwen 


Die Belohnung

bestand aus einer massiven Medaille und einem schönen T-Shirt (viewfrom), ausserdem gab's eine Fresstüte und reichlich Wasser sowie Massagen im großen Zelt. Die Nudeln musste man aber im Gegensatz zum Vortag bezahlen. Die Kleiderbusse standen direkt am Ziel bereit. 

Es waren übrigens 36.546 Finisher. Entsprechend begeistert war der Ziel-Kommentator, denn damit hatte man knapp 5000 Läufer mehr als die Konkurrenz in London. Immer wieder wurde betont, dass man damit bewiesen hätte, wozu man in the north in der Lage ist.
 

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keine Ausnahmeerscheinung:
running tiger mit Spendensammeleimer
(man beachte das Schuhwerk)

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was aussieht wie ein Heerlager, sind die Zelte der charities;
die Organisationen, für die die Läufer Spenden gesammelt haben,
betreuen hier ihre Schützlinge im Ziel

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gute britische Übung:
die Schlange zur S-Bahn windet sich durch Nebenstraßen

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die Fähre war die Alternative:
die Schlange aber nicht kürzer

 
hier noch ein paar Zeitungsfotos:



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