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25. London-Marathon, 17.04.2005
Artikel von Ulf Bosch
in der Zeitschrift aktiv laufen, Ausgabe 3/2005,
seit Ende Mai im Handel erhältlich

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)
 








 

Simply the Best


Warum wollen Jahr für Jahr über 90.000 Menschen in London den Marathon laufen? Diese Frage stellt sich niemand, der das Spektakel schon einmal erlebt hat. Ulf Bosch ist längst infiziert. Zum zehnten Mal war er 2005 in London dabei – inmitten von Weltklasse-Langstrecklern, Joggern, Hausfrauen und vielen Lauf-Verrückten

 

Jeder Marathoni kennt die Frage. „42 km – warum?“ lautet sie und ist ein sicheres Indiz dafür, dass ihr Urheber noch nie einen Marathon gelaufen ist. Ähnlich verhält es sich mit meiner 10-maligen Teilnahme am London-Marathon. Jeder, der dieses Spektakel einmal miterlebt hat, möchte immer wieder dort starten.

Der London-Marathon ist mehr als eine Sportveranstaltung – er ist die längste Straßenparty der Welt. Die gesamte Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. Entlang der Stecke vibriert die Luft geradezu von den Rhythmen der zahlreichen Musikbands, den Anfeuerungen der Zuschauermengen und natürlich den über 45.000 Fußpaaren, die über die Distanz von 42 km den Asphalt bearbeiten. Zusätzlich verfügt London über eine der schönsten und schnellsten Strecken der Welt, die an Sehenswürdigkeiten wohl kaum zu überbieten ist: Greenwich, Cutty Sark, Tower Bridge, Canary Wharf, Big Ben, Westminster Abbey und schließlich das Finish bei The Mall am Buckingham Palace. Nicht verwunderlich ist daher, dass sich alljährlich etwa 90.000 Läufer für knapp die Hälfte verfügbarer Startplätze bewerben.

Der diesjährige Lauf hatte es in sich: Zu meinem 10-jährigen Jubiläum startete meine Freundin zum ersten Mal mit mir bei einem Marathon. Zusätzlich feierte die Veranstaltung selbst ihren 25. Geburtstag und erstmalig wurde der traditionelle Kurs geändert. Jedoch bewahrheitete sich zunächst der erste Teil des Sprichworts „Je schlechter die Anreise, desto besser der Wettkampf“. Die Odyssee begann mit einem um 2 Stunden verspäteten Abflug. Dazu hätte British Airways mich fast nicht mitgenommen, da ich meinen Ausweis zu Hause vergessen hatte. In London stellten wir fest, dass wir die Registrierungen zum Abholen der Startnummern auch nicht dabei hatten. Glücklicherweise händigte uns Paul, ein freundlicher Helfer und selbst 12-maliger London-Finisher, die Unterlagen ohne Umstände auf der Marathonmesse aus. Doch nach diesen ersten Anlaufschwierigkeiten stellte sich langsam die Vorfreude auf den Lauf ein. Auf eine gewisse Weise genoss ich die „Ruhe vor dem Sturm“ in der Phase unmittelbar vor den Wettkampf, da alle Trainingseinheiten absolviert und alle Vorbereitungen getroffen waren. Ich konnte nichts anderes tun, als gespannt darauf zu warten, dass es endlich losging.

Am Samstag vor dem Rennen ist der Hyde Park der Treffpunkt der Laufszene und vor allem derjenigen, die noch kurz vor dem Rennen Ihre Beine „testen“ wollen. Der Wettkampftag begann um 6.30 Uhr. Zum ersten Mal fuhr ich nicht wie gewohnt mit der Dockland Light Railway zum Start nach Blackheath, sondern nahm den Shuttlebus. Schon während der Busfahrt entlang der Themse wurde deutlich, dass die äußeren Bedingungen heute nahezu ideal sein würden: Strahlend blauer Himmel und 9 Grad Lufttemperatur. Nur ein wenig Wind blies aus westlicher Richtung.


Erwartungsvoll: Ulf und Freundin vor dem Start


Um einen schnellen Start zu gewährleisten, gibt es in London insgesamt drei getrennte Starterfelder, die nach einigen Meilen aufeinander treffen. Als Läufer mit einer Bestzeit unter drei Stunden war ich der ersten Box zugeordnet, was mir eine viel bessere Ausgangsposition als bei meiner ersten Teilnahme verschaffte. Damals war ich als „Middle of the Pack“-Läufer in einer der hinteren Boxen gelandet. Dies hatte zur Folge, dass es geschlagene 10 Minuten dauerte, bis ich die Startlinie überqueren konnte. Anno 1996 gab zudem noch keine individuelle Erfassung der Start- sondern lediglich der Endzeiten. Für alle, die hinten standen, war das Rennen quasi schon gelaufen, bevor es begonnen hatte. Heute, im Zeitalter von Realzeit-Erfassung mit Championchip und direkter SMS-Benachrichtigung aufs Handy, ist dies beinahe undenkbar.

Start: 45 Minuten nach dem Start der Elitefrauen erfolgte der Massenstart für den Rest von uns. Was viele überraschte, waren die Hügel auf den ersten 5 Kilometern. Um meine Beine nicht zu diesem frühen Zeitpunkt gleich zu malträtieren, ging ich auf den langezogenen Gefällen etwas vom Gas.

Kilometer 10: Mit dem historischen Handelsklipper Cutty Sark präsentierte sich kurz nach der 10 km-Marke das erste Highlight des Kurses. Obwohl noch recht früh am Morgen, war die Stimmung hier schon richtig beeindruckend und ich erhielt viele motivierende Zurufe.
Ich konzentrierte mich auf meinen Rhythmus, meine Technik und ein regelmäßiges Trinken. In London ist die Angst, nicht genug zu trinken zu bekommen, völlig unbegründet. Hier werden die Läufer an insgesamt 23 (!) Stationen mit Wasserflaschen versorgt. Zusätzlich gibt es an 5 Stellen den vom Veranstalter eigenproduzierten Isodrink Lucozade. Das Getränk ist nicht schlecht – wäre es dabei nicht so klebrig... Im Umkreis von 100 Metern um die Stationen bleiben die Laufschuhe geradezu am Asphalt kleben. Mittlerweile machte sich auch die Sonne bemerkbar. Obwohl es an den verregneten Vortagen nicht danach ausgesehen hatte, wurden die aufgebauten Duschkorridore zahlreich in Anspruch genommen.

Halbzeit: Entlang der Surrey Quays wuchsen die Zuschauermengen mit jedem Meter und nach einer scharfen Rechtskurve ging es dann über die Tower Bridge. Es ist für jeden Läufer ein unvergessliches Erlebnis, unter dem Beifall tausender begeisterter Zuschauer hier die Themse zu überqueren. Gleichzeitig stellt sich bei vielen eine gewisse Erleichterung ein, da die Hälfte der Strecke nun geschafft ist. 1:21 Stunden zeigten mir, dass zeitlich bisher alles im „grünen Bereich“ war.
Auf der nördlichen Flussseite bogen wir dann auf den Highway ein. Hier verläuft der Hin- und Rückweg zur Isle of Dogs für eine Meile parallel, was den Läufern die Möglichkeit gibt, einen Blick auf die übrigen Athleten zu werfen. So konnte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Eliteläuferinnen Chepkemei und Okayo vorbeirauschen sehen.

Aufgrund der Streckenänderung zur Vermeidung des Kopfsteinpflasters am Tower Pier vollzog sich die Ostschleife durch die Docklands erstmals gegen den Uhrzeigersinn. Es war schon ein ungewohntes Gefühl, den Kurs, den ich bereits so oft gelaufen war, nun von der anderen Seite zu erleben. Der Wind frischte auf diesem Streckenabschnitt deutlich auf, sodass es spürbar leichter war, im Windschatten einer Gruppe zu laufen.

Kilometer 30: 2:00 Stunden zeigte die Uhr – soweit, so gut. Mit dem Passieren der Chip-Matte aber stellte sich ein beklemmendes Gefühl in der Leistengegend ein. Um den Schaden einzudämmen, verlangsamte ich das Tempo bis zur nächsten Verpflegungsstation. Dort kühlte ich die schmerzenden Stellen mit Wasser. Von lockerem Laufen konnte jetzt keine Rede mehr sein. Zum Glück machten sich bis dato keine Ermüdungserscheinungen bemerkbar und die gefürchtete „Mauer“ blieb aus.

Ablenkung hatte ich genug. Obwohl die Stimmung in den letzten Jahren immer Weltklasse war, hatten dieses Mal mit 750.000 Zuschauern besonders viele Menschen den Weg an die Strecke gefunden. Diese erfreuten sich vor allem an den kostümierten Spaßläufern, die mit viel britischem Humor zur allgemeinen Erheiterung beitrugen. In diesem Jahr waren Helden angesagt: Die komplette Star Wars Crew, Batman und Robin sowie Superman waren unterwegs. Am Tower of London wurden der Beifall und die Anfeuerungen dann fast ohrenbetäubend laut. Umso angenehmer empfand ich es, als wir für einige Minuten im Blackfriars-Tunnel verschwanden.

Das abschließende Streckenstück entlang Victoria Embankment war Geduldssache. Ich nenne es „Sechs Brücken“, da man sich an der Zahl der Brücken bis zum Big Ben gut orientieren kann.

Ziel: Die Zeiger von Big Ben standen auf 12:30 Uhr, als ich rechts in den Birdcage Walk einbog. Bei genauem Hinsehen konnte ich von hier aus bereits den Zielbereich quer durch den St. James Park sehen. Eine letzte Kurve beim Buckingham Palace – und ich bog auf die Zielgerade ein. Mit The Mall hat der London Marathon das wohl exklusivste Finish überhaupt. Die Zeitangabe in Sichtweite, zog ich das Tempo noch einmal an und lief nach 2:56 Stunden über die Ziellinie. Geschafft! Zehn Mal in Folge!
 


Ulf zeigt es an: 10. London Finish in 10 Jahren. (Foto: privat)
 

Früher als erwartet und beachtlich unangestrengt sah ich meine Freundin. Obwohl meine Beine eigentlich schon genug für heute hatten, begab ich mich erneut auf die Strecke und lief mit ihr mit. Nach 4:19 Stunden war ich zum zweiten Mal im Zielbereich. Was für ein perfekter Tag!

Abends trafen wir uns mit anderen Läufern auf ein Pint im Pub. Obwohl dort jeder seine eigene Geschichte zu diesem Tag zu erzählen hatte – einig waren wir uns in einem Punkt alle:

„London Marathon – Simply the Best!“
 


© Ulf Bosch, aktiv laufen Nr. 3/2005

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)
 

 

Offizielle website London-Marathon  Bericht von Uli Sauer  Bericht von Claus Tröbliger

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