Alle meine Wettkämpfe
(letzte Aktualisierung:
23.03.24)
siehe auch: schönste
Läufe in Westfalen Trophäen |
"Wer nicht optimistisch ist,
kann gleich im Bett bleiben."
Christine Albanel
(frz. Schriftstellerin und Politikerin)
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lfd.
Nr.
|
Datum |
Ort |
Name
|
Event
lfd Nr |
Distz
km
|
Distz
lfd Nr
|
ømin
/km |
Std |
Min |
Sek |
Link
zu persönlichen
kurzen
Eindrücken |
2021 |
496 |
31.12.21 |
Herne |
Silvesterlauf |
4 |
10,0 |
131 |
5:18 |
|
53 |
02 |
Atemloser Genuss |
495 |
28.11.21 |
Herten-Bertlich |
Straßenläufe |
41 |
7,5 |
17 |
6:00 |
|
44 |
59 |
Pleite statt Oscar |
494 |
20.11.21 |
Essen |
Blumensaatlauf |
4 |
10,0 |
130 |
5:07 |
|
51 |
14 |
Hinter der M80 |
493 |
07.11.21 |
Herbern |
Westerwinkellauf |
3 |
5,0 |
51 |
4:54 |
|
24 |
30 |
20 Jahre und 4 Minuten |
492 |
31.10.21 |
Bochum |
Wittener Abendlauf |
1 |
5,0 |
50 |
5:48 |
|
29 |
05 |
Formvermeidung |
491 |
04.10.21 |
London (UK) |
Marathon |
22 |
42,2 |
60 |
6:26 |
4 |
31 |
34 |
Serie fortgeschlichen |
490 |
22.08.21 |
Berlin |
Halbmarathon |
7 |
21,1 |
60 |
5:40 |
1 |
59 |
29 |
Trockenen Auges |
R34 |
13.06.21 |
Vaison la R.
(F) |
GF Mont
Ventoux |
2 |
100 |
1 |
16,9 |
5 |
54 |
58 |
Peinlich ins Ziel |
2020 |
489 |
04.10.20 |
Witten |
London-Marathon virt. |
21 |
42,2 |
59 |
6:37 |
4 |
39 |
11 |
Ruhr statt Themse |
488 |
31.05.20 |
Essen |
bunert Solo Run |
1 |
5,0 |
49 |
5:58 |
|
29 |
48 |
Solo in der Gruga |
487 |
29.02.20 |
Bad Salzuflen |
Baukasten-Lauf |
5 |
26,0 |
2 |
6:12 |
2 |
41 |
07 |
Schuh-Taufe |
486 |
18.01.20 |
Haltern |
Um den Halterner See |
2 |
10,0 |
129 |
5:04 |
|
50 |
35 |
Tierische Sinnlosigkeit |
485 |
12.01.20 |
Bönen |
Lauf am Förderturm |
1 |
10,0 |
128 |
5:00 |
|
49 |
57 |
Ferner kämpften |
|
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020-2021
2022
2023
2024
1983-1998
1999
2000-2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010 |
496 |
31.12.21 Herne, 43.
Silvesterlauf
1,5/5/10
"Laufen pur" heißt es weiterhin. Dabei ist der LC Westfalia einer der
wenigen aufrechten Veranstalter, die nicht ganz abgesagt haben. Mehr
Aufwand, weniger Einnahmen bedeutet das. Abgezäuntes Außengelände,
Impfkontrollen, keine Kuchen- und Getränkeverkäufe. Dann kommt auch noch
Pech dazu. Das Personal des Zeitnehmers fällt aus, dann auch noch der Strom.
Das führt zu noch mehr Arbeit und einem unvermeidlichen Durcheinander bei
der Auswertung. Die gute Stimmung bei den Teilnehmern kann das nicht im
Mindesten trüben. Wir sind alle froh, dass wir hier miteinander laufen
dürfen. Mehr wollen wir gar nicht, auch wenn es mit Kuchenbuffet natürlich
schöner wäre.
Zu meinem Lauf: 10 km, 53:02, 1. M65 von 2, 169. gesamt von 288
Heute soll es mal wirklich entspannt werden. Altmeister Günter plant nach
seiner OP, vorsichtig nur knapp unter 60 min zu laufen. Da möchte ich bei
ihm bleiben und freue mich auf einen Genusslauf. Man ahnt schon, was daraus
wird. Das Tempo will ja keiner von uns beiden gemacht haben, auf jeden Fall
ist es für mich von Beginn an zu hoch. Nach nur 3 km ringe ich nach Luft wie
ein Covidkranker im fortgeschrittenen Stadium. Ich denke eher an meine
reparierten Herzpipelines und muss Günter davonziehen lassen. Hechelnd haste
ich durch den Wald hinter ihm her, immer mit dem heimlichen Wunsch, jetzt
eine Gehpause zu machen. Irgendwann geht es Günter auch nicht mehr besser,
ich kann ihm am Ende wieder näher kommen. Entspannung stellt sich aber erst
im Ziel ein. Und genossen haben wir es doch.
![](in_witten/pics/2021/lgo_herne02.jpg)
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495 |
28.11.21 Herten,
112. Bertlicher Straßenläufe
0,8/5/7,5/10/15/21,1/30/42,2
Kommen, laufen, verschwinden - so könnte das Motto dieser Corona-Auflage der
Bertlicher Straßenläufe lauten. Das gesamte Rahmenprogramm ist gestrichen,
heute geht es nur ums Laufen. Das wird selbstverständlich mit der gewohnten
Präzision abgewickelt. Das heißt, ein wichtiges Detail hat sich geändert.
Bertlich verschließt sich nicht länger der modernen Technik und hat die
Zeitmessung per Chip eingeführt. Dank der Live-Ergebnisse bei raceresult
kann man nun online sofort seine Platzierung sehen und muss sich keine
Illusionen mehr machen beim Warten auf die Siegerehrung.
Zu meinem Lauf: 7,5 km, 44:59, 2. M65 von 3, 48. gesamt von 65
Es
bleibt dabei. Bertlich bringt mir kein Glück. Unvergessen, dass ich hier bei
meiner 10km-Bestzeit die 40min-Marke um 4 Sekunden verpasst habe.
Unvergessen auch, wie ich hier nach einem Kilometer umgeknickt bin und mit
einer Knochenabsplitterung noch weitere 6,5 km ins Ziel gelaufen bin (mit
PB). Ein Running Gag sind mittlerweile meine 2. Plätze, heute zum 11.
Mal bei 41 Versuchen.
Heute kommt es gleich dreifach dick. Dabei hatte ich mir diesmal Hoffung auf
den "Oscar des Laufsports" (Zitat D.Z.) gemacht. Nur 2 Konkurrenten zeigte
die Teilnehmerliste und Nachmeldungen waren ausgeschlossen. Dann muss ich
schon nach 200 Metern feststellen, dass der mir bislang unbekannte Udo V.
eindeutig schneller ist. Nach 2 km bemerke ich zudem enttäuscht, dass die
Form der letzten 2 Rennen heute nicht da ist. Mir bleibt schon jetzt die
Luft weg. Doch das Schlimmste sollte noch kommen. Nach 4 km macht die Wade
plötzlich, von einem Schritt auf den anderen, ohne Vorwarnung zu. Hier läuft
nichts mehr. Humpelnd gehe ich Richtung Ziel, bis C. mich erreicht und wir
gemeinsam den Lauf zu Ende bringen. Diese Wadengeschichte hat beim letzten
Mal 4 Monate gedauert. Damit ist mein kurzes Comeback erst einmal vorbei.
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494 |
20.11.21
Essen,
30. Blumensaatlauf
10/21,1
Die gut vernetzten Leichtathletik-Fachleute von Tusem Essen locken
traditionsgemäß ein hochklassiges Feld an den Baldeneysee. Die flache und
kurvenarme Wendepunktstrecke tut ein Übriges dazu. Heute aber ist das Feld
nur halb so groß wie vor der Corona-Zwangspause. Sind die etwa alle noch
nicht geimpft und kneifen vor der 3G-Regel? Wer vor Ort ist, kann sich
sicher fühlen. Alles findet draußen statt und die frische Brise am Seeufer
dürfte auch die letzten Virentröpfchen dahingeweht haben. Dafür müssen wir
auf Kuchentheke und Bratwurst hier verzichten, und der einsame Waffelstand
ist schnell ausverkauft.
Zu meinem Lauf: 10 km, 51:14, 5. M65 von 13, 210. gesamt von 271
Angesichts
der schnellen Leute im Feld gehe ich tiefenentspannt an den Start, denn zu
gewinnen gibt es hier nichts für mich. Beim zweiten Kilometer nehme ich
gleich mal etwas Tempo raus, was ich im Ziel noch bereuen sollte. 15
Sekunden weniger wäre noch drin gewesen, wenn auch vermutlich mit einem
Würgeanfall im Ziel. Na, das kann dann in Bönen oder Haltern hoffentlich
noch kommen. Ansonsten ist es heute einer der schöneren Läufe, gehechelt
wird erst so richtig auf den letzten beiden Kilometern, vorher habe ich
Zeit, die Konkurrenten vor und nach dem Wendepunkt wohlwollend zu
begutachten. Meinen Applaus hat sich vor allem M80er Karl-Walter Trümper
verdient. Wie alt muss der eigentlich noch werden, damit ich mit ihm mal
mithalten kann?
(Foto W. Steeg/Runnersworld)
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493 |
07.11.21
Herbern, 32. Westerwinkellauf
5/10
Schon im Jahr 2001 hatte ich den Westerwinkellauf in die Liste meiner
schönsten Volksläufe in Westfalen aufgenommen. 20 Jahre später bestätigt
sich dieser Eindruck noch immer. Herbern gehört offenbar zu jenen Dörfern,
in denen die Welt noch in Ordnung ist. Hier gibt es ausreichend Helfer, die
noch dazu mit Freude bei der Sache sind, und alles wird mit Liebe zum Detail
organisiert. Der Kuchen ist selbstverständlich selbstgebacken. Trotzdem ist
die Schlange bei der Grillwurst länger, tja, wann sich daran wohl was
ändert. Die allseits gute Laune wird wohl noch dadurch gesteigert, dass alle
- Läufer und Organisatoren - nach der Corona-Zwangspause dieses Wiedersehen
herbeigesehnt haben.
Zu meinem Lauf: 5 km, 24:30, 5. M65 von 7, 49. gesamt von 139
Letzte
Woche hab ich noch gekniffen, diesmal will ich wissen, was geht. Aber ohne
ganz ans Limit zu gehen, nehme ich mir vor. Wie so oft ist dieser Vorsatz
bald vergessen. Nach dem schnellen Start nehme ich noch kurz etwas Tempo
raus, spätestens ab Kilometer 3 heißt es dann aber nur noch Hecheln und
Stöhnen. Stanislav B. ist ein bekannter Konkurrent, der aber jetzt schon in
der M70 läuft. Sonst kenne ich hier keinen, doch entspannter wird es deshalb
nicht. 3 oder 4 Höhenmeter sind es auf der Zielgeraden, genug, dass die Knie
weich werden. Dann bin ich selbst überrascht. Für dieses Tempo hab ich gar
nicht trainiert, und es ging trotzdem. Nur 4 Minuten langsamer als 2001 und
trotzdem 20 Jahre älter.
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492 |
31.10.21 Bochum, Wittener Abendlauf
5/10
Nicht viele Veranstalter trauen sich in diesen Zeiten, einen Lauf zu
organisieren. Die Organisatoren des frisch refusionierten PV Triathlon TG
Witten gehören dazu. Oft genug hängt es aber an den Behörden, die
schließlich auch mitspielen müssen. Mit den Bochumern klappt es. Ein
Kuriosum, dass der Wittener Abendlauf auf Bochumer Boden stattfindet. Die
Infrastruktur ist eben auf der anderen Seite des Kemnader Sees besser.
So wird es ein gelungener Abend. Die vielen fröhlichen Gesichter bezeugen,
dass alle auf so ein Wiedersehen nur gewartet haben. Trotz der
abschreckenden Wettervorhersage, die sich leider bewahrheitet, kommen fast
300 Aktive. Ein Wettkampf unter "Flutlicht" ist auch mal spannend, auch wenn
man manchmal raten muss, wer einem auf der Wendepunktstrecke entgegen kommt.
Das hat Lust auf mehr gemacht. Hoffen wir, dass die Wittener Behörden dem
Weihnachtslauf keine zu hohen Hürden aufbauen.
Zu meinem Lauf: 5 km, 29:05, 13. M60-69 von 15, 133. gesamt von 161
Es
ist nicht die reine Nächstenliebe, dass ich mich heute als Pacemaker
verdungen habe. So vermeide ich auch, der Wahrheit ins Auge zu sehen, wie
meine Form wirklich ist. Trotzdem bin ich vor dem Start mindestens so
aufgeregt wie sonst. Beim letzten Gang zum Auto dreht sich mir fast der
Magen um. Wie immer hat der Startschuss beruhigende Wirkung. Endlich wieder
ein Wettkampf mit der ganzen Laufgemeinde. Sub 30 Minuten ist unser Ziel.
Claudia meint anfangs, wir wären zu langsam. Gutes Zeichen! Wir sind voll im
Plan und werden von km zu km schneller, nicht zuletzt dank des kräftigen
Rückenwinds nach der Wende. Schließlich sprinten wir ins Ziel, ich auf Platz
13, aber Claudia ist Champion. Dafür kriegt sie sogar eine Medaille, stellt
der Pacemaker neidisch fest.
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491 |
04.10.21 London (UK), 41.
Marathon
42,2
Leicht wird es uns nicht gemacht, ins Paradies der Ignoranz einzureisen.
Schnelltest vor der Einreise, sehr langes Einreiseformular, PCR-Test nach
der Einreise, noch ein Test für den Lauf. Sind diese Hürden überwunden, lebt
es sich ganz ungeniert. In der Tube sieht man noch Masken, ansonsten
erinnert wenig an Corona. So ist es dann auch beim Lauf. Die 35.000
Teilnehmer werden in ungefähr 40 Päckchen pünktlich so perfekt auf die
Strecke geschickt, dass die Wartezeiten und das Gedränge deutlich geringer
sind als früher. Anfangs hat man noch den Eindruck, dass es weniger
Zuschauer sind als gewohnt, doch auf der 2. Hälfte ist die Stimmung grandios
wie immer. Den Kleiderbeutel musste man schon auf der Messe abgeben, kein
Problem, das ist immer noch besser als nur ein Poncho, wie es andernorts
mittlerweile üblich ist. Die Londoner können für sich beanspruchen, die
weltweit größte Laufveranstaltung des Jahres realisiert zu haben, und es hat
funktioniert. Die vielen strahlenden Gesichter unterwegs und im Ziel zeigen,
wie sehr das allen gefehlt hat.
Zu meinem Lauf: 42,2 km, 4:31:34, 133. M65 von 333, 19.597. gesamt
von 35.879
Es
ist ein kleines Wunder, dass ich heute hier wieder an der Startlinie stehen
kann. In meinem schlechtesten Laufjahr seit einem Vierteljahrhundert
habe ich bisher ganze 500 Trainingskilometer absolviert. Ob ich auch das
Ziel erreiche? Notfalls wird eben ein Wandertag daraus. Schließlich gilt es,
die Serie fortzusetzen.
Mein Plan ist klar: Alle 5 km mache ich 500 Meter Gehpause. Ich bin
gedanklich darauf vorbereitet und standfest. Nach 30 Minuten der erste
Spaziergang, ich schleiche am Straßenrand entlang, während alle an mir
vorbei rauschen. Zur Ehrenrettung rede ich mir ein, dass alle auf meinem
Trikot sehen, dass hier kein Anfänger geht. Da steht groß drauf, dass ich
schon 20mal dabei war. Aber der Plan geht auf, zumindest für 3,5 Stunden.
Danach werden die Gehpausen länger und die Laufphasen kürzer. Aber ich weiß,
dass ich ankomme. Wenn in Berlin die Tränen noch fehlten, heute kommen sie.
Das Läuferleben ist noch nicht zu Ende.
|
490 |
22.08.21
Berlin, 40. Halbmarathon
21,1
Mit einigen kleineren Veranstaltungen ist die Laufszene allmählich schon
wieder in Gang gekommen. Doch dies hier ist eine andere Dimension und macht
Hoffnung auf ein normalisiertes Sportleben. Das Rahmenprogramm ist zwar arg
zusammengestrichen, doch der Lauf fühlt sich schon an wie früher. Reichlich
Platz gibt es für die über 13.000 Starter in 4 Wellen. Alle sind 3G-geprüft,
erst beim Startschuss kommt die Maske runter, aber dann ist alles wie
früher, wenn auch noch mit deutlich weniger Zuschauern. Danke an die
Berliner Veranstalter, die damit ein Zeichen setzen.
Zu meinem Lauf: 21,1 km, 1:59:29, 42. M65 von 198, 6.299. gesamt von
13.281
Ich hatte erwartet, dass mir am Start die Glückstränen kommen. Doch nichts
dergleichen. Zu groß ist die Anspannung nach der knappen Vorbereitung. Je
einmal 10, 12, 15 und 18 km, das waren meine längsten Trainingsläufe. Werde
ich hier überhaupt ins Ziel kommen? Was wird zuerst weh tun?
Ich
bin entschlossen, ans Limit zu gehen. Dazu passt, dass ich vom Start weg den
Pacemaker für 2 Stunden im Blick habe. Soll ich mal schauen, wie lange ich
da mithalten kann? Ich lass ihn 50 m vorlaufen, dann registriere ich
erfreut, dass sein Vorsprung nicht größer wird. Mit konsequentem
Kurvenschneiden komme ich immer wieder näher ran, kann ihn bei km 13 sogar
überholen. Wade, Knie, Hüfte, die Baustellen haben heute Ruhetag. Nach 18 km
zieht der Pacemaker wieder vorbei, leichte Verunsicherung, die Beine werden
schwer, ich schwanke etwas. Der Blick auf die Uhr motiviert mich, jetzt
nicht stehen zu bleiben. Ich krieche dem Brandenburger Tor entgegen, doch es
reicht. Wie so oft guckt mir ein Mediziner noch tief in die Augen, dann darf
ich weiter zur Medaillenübergabe. Immer noch keine Tränen, aber für heute
bin ich ausnahmsweise zufrieden.
|
R34 |
13.06.21 Vaison-la-Romaine
(F), 7. Gran Fondo Mont Ventoux
100/2800, 122/3600
Die Konkurrenz-Veranstaltung in Beaumes-de-Venise wurde abgesagt, doch hier
und heute findet dieses Rennen wie geplant statt, das einzige Zugeständnis
an Corona sind die Masken vor dem Start und der 500er Wellenstart im Abstand
von 5 Minuten. Mit 2.800 und 3.600 Höhenmetern wurden die Anforderungen
gegenüber den Vorjahren deutlich verschärft. Das mindert die Resonanz nicht,
insgesamt rund 2.500 Teilnehmer stehen in Vaison im vorgeschriebenen
Teilnehmertrikot an der Startlinie. Wie immer führt die kürzere Route über
den leichteren Anstieg von Sault auf den Ventoux, in der längeren Version
ist von Bedoin aus deutlich mehr Beinkraft gefordert.
Der Wechsel des Sponsors (jetzt LaPierre) bringt leider einen Rückschritt.
Die Wertung und Siegerehrung gibt es nur noch in 10-Jahres-Schritten, die
Medaille wurde gar ganz gestrichen, was nach den durchlittenen Qualen zu
enttäuschten Gesichtern führt.
Zu meinem Rennen: 100km/2800 Höhenmeter,
61. M60-69 von 131, 668. gesamt von 1.205
Im letzten Jahr hatte ich mich für die Langstrecke angemeldet, dann wurde
das Rennen auf September verschoben und ich musste auf 2021 ummelden. Nun
bin ich wieder ein Jahr älter und fühle mich nicht fit genug für 3.600
Höhenmeter. Die heutigen Hitzebedingungen bestärken mich darin, nach 70 km
auf die Kurzstrecke abzubiegen. Von vielen Trainingsfahrten kenne ich jeden
Meter der Strecke. Nach einer schmalen Nebenstrecke mit einem
10%-Appetithappen geht es über den leichten Col de la Madeleine nach Bedoin,
dann folgt ein ernsthafter Anstieg auf den Col de la Gabelle, 10 km mit
gemässigten 7% im Schnitt, der Genuss wird jedoch vom sehr rauhen Asphalt
getrübt. Dafür ist die folgende Abfahrt umso schneller. Die Gorge de la
Nesque bringt dann 20 km Sightseeing mit 2% Steigung. Langsam wird es warm
und gleich ist die Trinkflasche leer. Die Auffahrt von Sault ist mir bestens
vertraut, ich gehe in den Überholmodus, ein Engländer hängt sich dran und
lobt mich für gleichmäßigen Tritt. Wenn der wüsste, wie es mir gleich gehen
wird.
Die
nächste und letzte Verpflegungsstation ist trocken gelaufen! Verzweifelt
suchen die überhitzten Radler in auf dem Boden liegenden Wasserflaschen nach
letzten Tropfen. Ich halte mich nicht lange auf, die halbe Stunde bis zum
Chalet Reynard überstehe ich auch noch. Dort fülle ich die Trinkflasche,
setze mich wieder aufs Rad und plötzlich bin ich am Ende. Jetzt geht nichts
mehr. 500 Höhenmeter stehen noch an auf 6 km. Ich überhole jetzt nur noch
die, die abgestiegen sind, ihr Rad schieben oder erschöpft im weißen
Schotter des Ventoux am Straßenrand liegen. Aus dem frischen Teer der Straße
tritt Öl aus, der Asphalt scheint zu dampfen, der Schädel ist an der
Belastungsgrenze. 50 m vor dem Ziel zwingt mich ein höllischer
Adduktorenkrampf zum Absteigen. Peinlich berührte Zuschauer wenden ihren
Blick von mir ab. Für die letzte Rampe steige ich wieder auf, um fahrend die
Ziellinie zu überqueren. Ein weiteres Rennen, wo besorgte medizinische
Helfer mich im Ziel umringen. Ihre Miene ist eindeutig: "Warum tut der alte
Knabe sich das an?"
|
489 |
04.10.20 Witten, 40. London-Marathon
virtuell
42,2
Anfang März fand der Londoner Halbmarathon mit fast 20.000 Teilnehmern noch
statt. Der Marathon wurde spät abgesagt und auf den 04.10.20 verschoben.
Auch dann taten sich die Organisatoren schwer mit der Absage. Schließlich
kommt es tatsächlich zu einem Eliterennen am Buckingham Palace. Da müssen
die Sponsoren-Millionen wohl schwer gewogen haben. Wie dem auch sei, die
Profis sind sicher dankbar für diese Start- und Verdienstmöglichkeit. Auch
wir Hobbysportler sind letztlich froh, dass der virtuelle Massenlauf mit
erheblichem Aufwand realisiert wird. Startnummern werden verschickt, das
Marketing ist erheblich, eigens wird eine App entwickelt, und wir bekommen
die Medaille und das Finisher-Shirt zugesandt. Schließlich sind fast 40.000
TeilnehmerInnen auf der vollen Distanz dabei, ein sporthistorisches
Ereignis. Und nicht zuletzt wird für die zahlreichen Charities der
Totalausfall ihrer größten Jahreseinnahme vermieden.
Zu meinem Lauf: 42,2 km, 4:39:11, 64. M65 von 281, 11.339 gesamt von
37.709
Damit
hatte ich überhaupt nicht gerechnet, in diesem Corona-Jahr noch einen
Marathon laufen zu müssen! Dass die Londoner die virtuelle Veranstaltung als
vollwertige Ausgabe des 40. London Marathons zählen, lässt mir keine Wahl.
Ich bin kalt erwischt, ziehe das Training kurzfristig an. Vorsichtig, dachte
ich, aber da hatte ich die Rechnung ohne das Knie gemacht. Die letzten 2
Wochen mussten praktisch trainingsfrei bleiben. Was soll daraus werden?
Dass sich 2 Begleiter angesagt haben, empfinde ich zunächst als erhöhten
Erfolgsdruck. Schließlich erweisen sie sich aber als große Hilfe, ebenso wie
die mobile Verpflegungsstation durch C. Skeptisch habe ich sogar die
Wanderstöcke ins Begleitauto gepackt. Unser Plan sieht Gehpausen alle 5 km
vor. Das Konzept geht auf, und zwar sensationell gut. Immer wieder erholen
wir uns mit Verpflegungsstopps und halten dazwischen ein 6min-Tempo. Die
Gehpausen lassen mich humpeln, aber laufen kann ich, und zwar am Ende immer
schneller, immer besser. Selbst ein Corona-Spaziergänger am Kemnader See
kann mich nicht aufhalten. Er meint wohl, ich käme ihm zu nahe und will mir
Beinchen stellen. Ich bin im Endorphin-Rausch und im Endspurt. Lass das Knie
jetzt wochenlang beleidigt sein, der London Marathon ist im Sack! Davon kann
ich eine Weile zehren.
|
488 |
31.05.20 Essen, 1.
bunert Solo Run
5
Nach 2 Pandemie-Monaten ohne Wettkämpfe sind die Leute gierig nach einer
Veranstaltung. Auch wenn sie etwas teurer ist. Das ist den rührigen Machern
von bunert Essen nicht vorzuwerfen. Der Aufwand ist hoch und der Ertrag eher
gering, da zählt schon mehr die Werbung. Wegen der großen Nachfrage muss der
Lauf auf 2 Abende verteilt werden. Wir laufen im Grugapark nach Schließung
für die Öffentlichkeit. Alle 2 Minuten wird ein Paar oder Einzelläufer auf
die Strecke geschickt. So wird der Abend für die Helfer lang, danke für
Euren Einsatz, besonders für das lautstarke Anfeuern auf der Strecke.
Zu meinem Lauf: 5 km, 29:49, 2. M65 von 5, 321. gesamt 478
Endlich mal wieder etwas Wettkampf-Luft schnuppern, wenn auch mit
Einschränkung! Ein Start ohne Gedränge hat aber auch was. Doch mehr fehlt
das Gemeinschaftsgefühl. Wir müssen uns einzeln zum Start bewegen, nur mit
Abstand ruft man sich kurz Aufmunterungen zu. Und im Ziel geht alles schnell
auseinander. Komisches Gefühl.
Ich betätige mich als Pacemaker für C. Das erstaunlich hügelige
Streckenprofil bringt meinen Schützling an die Leistungsgrenze. Dass man im
Alter solchen Ehrgeiz entwickeln kann! Er wird belohnt: Die 30-Minuten-Marke
ist geknackt, und die älteste Teilnehmerin im Feld gewinnt die W65. |
487 |
29.02.20 Bad Salzuflen, 27. Baukasten-Lauf
10/18/26/34/42
Wieder sind beim Baukasten-Lauf schon frühzeitig alle 1.500 Startnummern
ausverkauft. Woran liegt das? Der Trick ist, dass man seine Distanz erst
unterwegs wählt, indem man so viele 8km-Runden im Wald läuft, wie man sich
heute zutraut. Fast alle Teilnehmer nutzen diesen Lauf als Training für
größere Vorhaben, sei es ein Frühjahrsmarathon oder der Hermannslauf.
Entsprechend entspannt geht es hier zu. Nettozeiten Fehlanzeige, und
nach wenigen Metern kommt der erste Stau beim Flaschenhals am Waldbeginn.
Das stört hier keinen. Wir freuen uns über 2 Verpflegungsstationen pro Runde
und spulen unsere Kilometer ab. Jahreszeit und Streckenprofil sorgen dafür,
dass sich keine Anfänger hierher verlaufen. Wer hier läuft, hat noch mehr
vor.
Zu meinem Lauf: 26 km, 2:41:07, 3. M65 von 4, 183. gesamt von 353
Die Zeit ist mir schnuppe. So weit wie heute bin ich seit Monaten nicht
gelaufen. Ich will ankommen, möglichst ohne Gehpause. Am Start steh ich
recht weit hinten. Deshalb steh ich auch nach dem Start noch eine ganze
Weile. Vorher hab ich mich kurz warmgelaufen, denn die Schuhe sind neu. Ich
weiß, das tun nur Anfänger, mit neuen Tretern gleich Wettkampf laufen, und
dann auch noch 26 km lang. Kaum im Wald, werden die blitzsauberen
Trailschuhe gründlich eingeweiht. Die reinste Schlammschlacht, der Dreck
spritzt bis in die Kniekehle. Bergab wird das nachher noch mehr Spaß machen.
Das ständige Auf und Ab macht es dem Seniorenläufer nicht leichter. Diese
eine Steigung muss doch mindestens 10% haben. Beim 3. Durchlauf überzeugt
mich die innere Stimme: "So schnell, wie Du jetzt läufst, kannst Du auch
gehen." Das tu ich dann auch und bin nicht der einzige und dabei auch nicht
der Jüngste. Das Vergnügen kommt zum Schluss. Hemmungslos führt der Endspurt
mitten durch die Schlammlöcher. Was für ein Spaß! Welche Farbe hatten die
neuen Schuhe nochmal?
|
486 |
18.01.20
Haltern, 11. Lauf um den Halterner See
10
Diesen Lauf habe ich erst im letzten Jahr in die Liste meiner schönsten
Läufe in Westfalen aufgenommen. Heute bestätigt sich diese Wahl. Hier stimmt
einfach alles. Kostenlose Voranmeldung, genügend Parkplätze, reibungslose
Orga, schöne, schnelle, genau vermessene Strecke mit exakten
Einzelkilometern, blitzschnelle Auswertung, gemütliches Beisammensein in
geheizter Halle mit genügend Sitzplätzen und großer Kuchentheke.
Schon beim Zieleinlauf gratuliert der Moderator C. zum Altersklassensieg. Wo
gibt's denn sowas? Was man sich nur wünschen könnte, wäre eine schönere
Jahreszeit für den Lauf. Aber der Januar macht ihn eben einzigartig.
Zu meinem Lauf: 10 km, 50:35, 8. M65 von 19, 251. gesamt von 581
Ich
hab eigentlich genug Erfahrung, um zu wissen, dass ich beim 3. Zehner in 3
Wochen nicht wieder eine Verbesserung erwarten darf. Trotz aller Vorsätze
renne ich doch wieder los, so schnell ich kann, und bei 5 km bin ich eher da
als letzten Sonntag. Ich spüre schon vorher, dass ich überzogen habe. Die
Oberschenkel sind müde, die Atmung geht schwer. Mit leichter Verwunderung
registriere ich, dass ich an Stanislaw B. vorbei komme, der mir in Coesfeld
noch die Fersen gezeigt hat.
Dann aber, schon ab Kilometer 7, setzt lautes Stöhnen ein und mit ihm
zweifelnde Gedanken. Muss ich jetzt so ans Limit gehen? Interessiert es
einen, ob ich eine Minute schneller oder langsamer bin? Es ist doch kein
Grauhaariger in Sichtweite vor oder hinter mir. Wozu? Das Tier in mir ist
stärker. Ich gebe alles für die Sinnlosigkeit und quäle mich ins Ziel, um
wieder 8. meiner Altersklasse zu werden. Wie schön ist es doch, dabei zu
sein. |
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12.01.20 Bönen, 5. Lauf am Förderturm
2/10
30 Jahre lang begrüßten die Lauffreunde Bönen große Läuferscharen bei ihrem Lauf
Rund um Flierich. Seit dem Umzug zum Förderturm ist die Resonanz nicht mehr
ganz so riesig. "Keine spektakuläre Strecke... eher eintönig" höre ich vor
dem Start von Ortskundigen. Aber flach ist sie, offiziell vermessen und
schnell. Das ist schließlich das Wichtigste für Leute, die auch an einem
kalten, windigen Wintertag nicht vor einem Wettkampf zurückschrecken. Hier
trifft sich eben mehr Klasse als Masse. Das gilt nicht zuletzt für die
höheren Altersklassen.
Die hoch motivierten Lauffreunde Bönen bürgen für perfekte Organisation und
superschnelle Auswertung. Der Förderturm mag ein origineller
Veranstaltungsort sein, aber er garantiert auch kalte Füße. Da kann auch die
Kuchentheke nicht für längere Verweildauer sorgen.
Zu meinem Lauf: 10 km, 49:57, 8. M65 von 23, 148. gesamt von 366
Die 50 Minuten will ich heute noch nicht angreifen. Vielmehr möchte ich die
Leistung vom Silvesterlauf bestätigen. Das Jahr ist noch lang, ein
Seniorenläufer soll sich die Latte nicht so hoch hängen.
So
bin ich ganz zufrieden mit den ersten Zwischenzeiten, die leicht über
5min-Tempo liegen. Nach 3 km taucht ein kräftiger Silberläufer neben mir auf
und mustert mich von der Seite. Ich mustere zurück und ahne schon, was
kommt. "M65?" "Ja, Du auch?" Mehr braucht es nicht für eine Kampfansage.
Gérard E. legt gleich mal ein paar Meter zwischen uns. Lauf Du ruhig. Mein
Psycho-Trick kommt bei Kilometer 5: "Da bin ich wieder." Die Uhr zeigt 25:15
min, alles im Plan. Hier in Bönen stimmt sogar die Vermessung. Jetzt greif
ich mal an, aber G. bleibt dran und schlägt nochmal zurück. Es ist ein
schöner Kampf zwischen zwei "ferner liefen". Wir wissen, dass wir heute auf
den hinteren Plätzen enden. Ich schneide in bewährter Manier gnadenlos die
Kurven. Das hat Gérard nicht drauf, die ersten Meter sind gewonnen und
allmählich werden es mehr. Wer sich umdreht, zeigt Schwäche. Ich tue es
trotzdem. Gewonnen. Bei 9 km zeigt die Uhr 45:08 min. Sollte ich beim ersten
Lauf 2020 etwa schon das Saisonziel erreichen? Einbiegen auf die kurze
Zielgerade. Noch 19 Sekunden. Es reicht. Ich bin gespannt, wie mein Gesicht
auf dem Zielfoto aussieht.
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